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Sorry, Ridley Scott

"Gladiator 2" ist nicht gut - aus diesen einfachen Gründen

  • Aktualisiert: 15.11.2024
  • 17:36 Uhr
  • Jannah Fischer
"Gladiator 2" hat tolle Kampfszenen, von denen man 2/3 nicht braucht.
"Gladiator 2" hat tolle Kampfszenen, von denen man 2/3 nicht braucht.© picture alliance / Everett Collection | ©Paramount/Courtesy Everett Collection

Wie sehr ich mich auf ein neues Abenteuer im alten Rom gefreut habe? Sehr! Denn "Gladiator" war schon als Teenager einer meiner absoluten Favoriten. Umso ernüchternder war "Gladiator 2", der ambitioniert ist und doch nichts bleibt, als ein Schatten seines Vorgängers.

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Ach, Menno. Ungefähr mit diesem Gefühl habe ich den Kinosaal nach 2,5 Stunden verlassen. Auf der Leinwand: "Gladiator 2", den ich nicht guten Herzens als Must-See empfehlen kann. Für mich ein Schock, bin ich eigentlich mit dem Gedanken in den Film gegangen, dass das mein Kinohighlight des Jahres werden könnte - immerhin bin ich auch großer Fan von "Gladiator" mit Russell Crowe. Stattdessen habe ich mich dabei ertappt, wie ich die Augen verdrehe - über pathetische Dialoge, Lücken im Drehbuch und in die Länge gezogene (Kampf-)Szenen. Doch meine Hauptprobleme mit dem Film, der sich ein Feuerwerk vorgenommen hat, aber einfach nicht zum Zünden kommt, sind diese drei:

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1. Hanno ist die langweiligste Figur seit langem

Sorry, Paul Mescal. Denn ich vermute mal stark, dass es nicht sein Können war, das seine Rolle Hanno so langweilig gemacht hat. Das Problem: Die Figur Hanno, der Protagonist und titelgebende Gladiator, ist viel zu verkopft.

Herauskommt ein aalglatter, dauernd wütender junger Mann mit pathetischen Zeilen, die nach Laientheater klingen. Alles läuft, wenn Hanno es macht. Die Figur entwickelt sich einfach nicht großartig weiter - er ist der geborene Anführer und führt am Ende eben andere Leute an, als am Anfang. Wenn man das als Entwicklung verbuchen will, nun gut.

Ich will nicht zu viel spoilern, aber am meisten hat mich enttäuscht, dass Hanno zweidrittel vom Film nur ein einziges Ziel hat, das er dann wegen eines urplötzlichen Sinneswandels nicht mehr verfolgt. Diese 180 Grad-Drehung wird nicht erklärt - dabei nimmt sich Ridley Scott ÜBER ZWEI STUNDEN Zeit für den Film!

Stattdessen gibt es langgezogenen Action-Szenen, in denen Hanno meist gegen CGI-Tiere kämpfen muss. Mit "kämpfen müssen" meine ich natürlich gewinnen, denn es steht von Anfang an fest, dass Hanno den kompletten Film überleben wird - da tröstet auch seine viel zu vorhersehbare Backstory nicht drüber hinweg. Aber das reicht dann auch an Spoilern.

Hier mal so ein persönlicher Tipp an Ridley Scott: Man muss nicht alles zeigen, um etwas zu erzählen. Manchmal (und das hat Horror-Meister Alfred Hitchcock bewiesen) ist das Nicht-Sehen viel spannender und gruseliger.

Hanno hat ein bisschen das "Micky Maus"-Problem: Zwar soll sich alles um ihn drehen, aber eigentlich sind seine Sidekicks Donald Duck und Goofy viel interessanter, weil sie mehr Ecken und Kanten bekommen.

Letztlich gibt es die Figur nur, weil man ganz, ganz dringend einen Zusammenhang zum ersten Film herstellen wollte. Dabei braucht es das überhaupt nicht!

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2. Die eigentlich interessante Storyline wird nicht genug erzählt

Die beiden "Newcomer" Joseph Quinn (der 2022 als neue Cast-Ergänzung in "Stranger Things" über Nacht durch die Decke ging) und Fred Hechinger (den man aus der ersten "White Lotus"-Staffel kennen könnte) spielen so absurd gut, dass sie eigentlich einen Preis verdient hätten. Die beiden sind die Zwillings-Regenten Caracalla und Geta, die zwischen Größenwahn und tatsächlichem Wahn, das römische Reich regieren.

Die unberechenbare und durchtriebene Art von Quinns Geta und Hechingers Caracalla, die zwischen kindlichem Vergnügen und sadistischer Grausamkeit schwankt, macht die beiden zu den wohl besten Bösewichten, die man seit langem gesehen hat. Ähnlich wie Joaquin Phoenix im ersten "Gladiator" weiß man nie, wie die zwei reagieren - rationale Erwachsene wechseln sich scheinbar sekündlich mit überbordenden Teenagerjungs ab. Gepaart mit der Macht, die sie als Kaiser-Duo haben, macht es die zwei zu einer explosiven Mischung, von der ich im Kinosaal mehr sehen wollte. Vor allem in Kombination mit Denzel Washingtons ebenfalls großartiger Performance als Gladiatoren-Händler Macrinus, der sich durch seine menschliche Ware versucht, in die Führungsriege Roms einzuschleichen.

Sprich: Abseits der Arena (in der Hanno bestimmt gerade irgendeinen Kampf gewinnt) ist die eigentlich interessante Handlung, die Intrigen à la "Game of Thrones" in nichts nachsteht. Man hätte den Fokus des Films auch auf dieses Dreigespann legen können, da die Figuren nicht so künstlich und erzwungen wirken wie Hanno. Sie bringen Tiefgang und Spannung in "Gladiator 2".

3. Die Dauer-Anspielungen auf den 1. Film sind lazy

Ja, wir haben es verstanden, Ridley Scott hat auch den ersten "Gladiator" gedreht und wir befinden uns im gleichen Universum. Manche Parallelen sind einfach zu viel.

Mehrmals kann es sich Scott nicht verkneifen, Dialoge oder Kameraeinstellungen (fast) eins zu eins vom ersten Film zu übernehmen. Was clever hätte sein können, fällt dank des hölzernen Drehbuchs eher als Faulheit auf.

Hanno wirkt wie ein trauriger Abklatsch von Russell Crowes Maximus, manche Kamerashots fangen die beiden sogar gleich bzw. sehr ähnlich ein. Scott will eine Brücke zum ersten Film bauen und schafft doch nichts weiter als eine bittere Erinnerung an das, was einst so viel eindrucksvoller war. Statt Hanno neu zu erfinden, versuchen die Macher des Films Nostalgie beim Zuschauer wachzurufen und lassen dadurch die Hauptfigur fallen, was das ganze Kartenhaus von "Gladiator 2" ins Wanken bringt.

Sogar die Filmmusik ist nicht neu: Harry Gregson-Williams bedient sich an Ideen von Vorgänger Hans Zimmer, der bei "Gladiator" das Gefühl des Films musikalisch festgehalten hat. Aber was soll man schon bei einem gefühllosen Film festhalten können? Macht man die Augen zu, klingt es wie die Temu-Version von "Gladiator", weil man sich auch hier nicht getraut hat, "Gladiator 2" einfach mal für sich selbst stehenzulassen.

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Mein Film-Fazit zu "Gladiator 2"

"Gladiator 2" ist nicht schlecht, nur schlecht gemacht. Fans müssen sich einfach darauf einstellen, dass ihnen der "Wow-Moment" des ersten Films nicht wieder begegnet. Eher ein "Meh-Moment".

Action-Fans kommen aber sicherlich auf ihre Kosten.

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