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Affektinkontinenz

Comic-Schurke Joker: An dieser Krankheit leidet Batmans Gegenspieler

  • Veröffentlicht: 12.06.2024
  • 17:00 Uhr
  • Julia Wolfer
Article Image Media
© picture alliance / ZUMAPRESS.com

Wenn Menschen Gefühlsäußerungen nicht steuern können, kann es sich um eine Affektinkontinenz handeln. Prominentester Patient: der Comic-Bösewicht Joker. Wie sich die Krankheit äußert und wie man sie behandelt.

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Affektinkontinenz Das Wichtigste zum Thema

  • Bei Affektinkontinenz können Betroffene ihre Gefühlsäußerungen nicht oder nur eingeschränkt kontrollieren.

  • Schon geringfügige Reize können Anfälle von Lachen, Weinen oder Wut in unpassenden Situationen auslösen.

  • Die DC-Comicfigur Joker aus "Batman" und "Suicide Squad" zeigt beispielsweise Verhaltensweisen, die auf eine Affektinkontinenz hinweisen.

  • Affektinkontinenz ist keine eigenständige Erkrankung, sondern kann als Symptom verschiedener Erkrankungen auftreten.

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Was bedeutet die Inkontinenz von Affekten?

Als Affektinkontinenz oder Pseudobulbäre Affektstörung (PBA) bezeichnet man die verminderte Steuerungsfähigkeit von Gefühlsäußerungen.

Betroffene zeigen übermäßig starke und oft unangemessene emotionale Reaktionen, wie etwa plötzliche und unkontrollierbare Anfälle von Lachen, Weinen oder Wut. Die Gefühlsäußerungen werden von den betroffenen Personen und ihrem Umfeld häufig als peinlich und sehr belastend empfunden.

➡️ Affektinkontinenz ist die verminderte Beherrschung der Affekte mit unangemessen starken Affektäußerungen schon bei geringfügigem Auslöser.

  • Mit Affekt ist eine kurze und vorübergehende Gefühlsregung gemeint.
  • Inkontinenz bedeutet die Unfähigkeit, etwas zurückzuhalten.

Die Affektinkontinenz ist keine eigenständige Krankheit, sondern kann ein Symptom von verschiedenen Erkrankungen sein.

Im Gegensatz zur Affektlabilität, bei der Betroffene ebenfalls sehr schnelle und rasche Gefühls-Schwankungen erleben, werden die Emotionen bei Affektinkontinenz von den Betroffenen aber nicht tatsächlich empfunden und die Gefühlsäußerungen passen häufig nicht zur jeweiligen Situation.

Von Affekt-Labilität spricht man beispielsweise, wenn eine Person bei einer traurigen Filmsequenz losweinen muss: Die Gefühlsäußerung auf einen kleinen Reiz ist zwar sehr stark, wird von der Person aber nicht als peinlich oder krankhaft erlebt.

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Symptome der Affektinkontinenz

Die emotionalen Reaktionen stehen bei der Affektinkontinenz oft in keinem Verhältnis zum Auslöser der Emotion. Scheinbar aus dem Nichts kann schon eine sentimentale Erinnerung heftiges Weinen bei den Betroffenen auslösen, das binnen Sekunden in exzessives Lachen übergehen kann – ohne dass die Person tatsächlich traurig oder fröhlich wäre.

➡️Die Betroffenen können ihre Gefühlsäußerungen nicht oder nur eingeschränkt kontrollieren.

Gefühlsausbrüche und Stimmungs-Schwankungen können auch Symptome einer Depression sein. Allerdings hängen die Gefühlsäußerungen wie zum Beispiel Weinen mit einer niedergeschlagenen Grundstimmung zusammen. Die Emotionen halten bei einer Depression (Wochen bis Monate) in der Regel deutlich länger an als bei der Affektinkontinenz (Sekunden bis Minuten).

Die Ursache: Bei welchen Krankheiten kann es zu Affektstörungen kommen?

Affektinkontinenz ist keine eigenständige Erkrankung. Sie kann ein Symptom von verschiedenen Erkrankungen sein, die häufig mit einer Schädigung des Großhirns einhergehen.

Bei den folgenden Erkrankungen tritt eine Affektinkontinenz häufig auf:

➡️ Expert:innen gehen davon aus, dass 20 bis 50 Prozent der Schlaganfall-Patient:innen an Affektinkontinenz leiden. Die genauen Zahlen sind schwer zu erfassen, da Affektinkontinenz häufig als Ausdruck einer Depression missinterpretiert wird.

Die genauen Ursachen der Affektinkontinenz sind noch nicht abschließend geklärt. Es wird angenommen, dass sie durch eine Schädigung der Raphe-Kerne im Hirnstamm ausgelöst wird. Dort wird im zentralen Nervensystem (ZNS) der Neurotransmitter Serotonin produziert, der als "Glückshormon" Einfluss auf unsere Stimmungslage hat.

Eine weitere Annahme ist, dass eine Schädigung der caudalen Capsula interna, einem speziellen Teil des Großhirns, für die Affektinkontinenz verantwortlich sein könnte. Emotionen durchlaufen von der Entstehung bis zu ihrem Ausdruck unterschiedliche Stationen im Gehirn, unter anderem im Kleinhirn und im Großhirn. Das Großhirn übernimmt dabei die Kontrolle über die Gefühlsäußerung. Sind die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Gehirnarealen beschädigt, können Emotionen zufällig freigesetzt werden.

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Therapie: Wie können die Gefühlsausbrüche kontrolliert werden?

Die Affektinkontinenz kann mit Medikamenten behandelt werden, die auch bei depressiven Verstimmungen zum Einsatz kommen (Antidepressiva). Häufig werden dabei Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) eingesetzt.

➡️ Die Verbindung zwischen zwei Nervenzellen nennt man Synapse. Die Informationsübertragung von einer Nervenzelle zur anderen gelingt durch die Freisetzung und Aufnahme von Neurotransmittern im sogenannten synaptischen Spalt. Eine Störung im Gleichgewicht der Neurotransmitter kann die Informations-Übertragung zwischen Nervenzellen beeinträchtigen, was verschiedene neurologische und psychische Problemen verursachen kann. Ursache von Depression kann beispielsweise ein Mangel des Neurotransmitters Serotonin sein.

➡️ SSRI blockieren die Serotonin-Transporter im zentralen Nervensystem (ZNS) und verhindern, dass die vorangehende (präsynaptische) Nervenzelle den Botenstoff Serotonin wiederaufnehmen kann. Dadurch bleibt mehr Serotonin im synaptischen Spalt verfügbar, um an den Rezeptoren der nachfolgenden (postsynaptischen) Nervenzelle zu binden.

Informationsweiterleitung am synaptischen Spalt: SSRI ("Drug") verhindern die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin in die präsynaptische Nervenzelle.
Informationsweiterleitung am synaptischen Spalt: SSRI ("Drug") verhindern die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin in die präsynaptische Nervenzelle.© Imago Images / SuperStock

Durch die Erhöhung der Serotonin-Konzentration können SSRI die Aktivität neuronaler Schaltkreise im Gehirn verändern. Es gibt auch Hinweise darauf, dass SSRI die Bildung neuer Nervenzellen (Neurogenese) in bestimmten Regionen des Gehirns fördern können. Das kann dazu beitragen, die Anpassungsfähigkeit des Gehirns (neuronale Plastizität) zu erhöhen und die Funktion des Gehirns zu verbessern.

Die wichtigsten Fragen zu Affektinkontinenz

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