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Nudismus: Was sind Nudist:innen und wie stark ist FKK in Deutschland verbreitet?

  • Veröffentlicht: 27.08.2023
  • 16:45 Uhr
  • Carina Neumann-Mahlkau

"Denkt ihr, ihr seid besonders attraktiv?" Über Nudist:innen gibt es viele Klischees. Aber stimmen sie auch? Wir haben nachgefragt. Außerdem: Was bedeutet FKK, welche Formen von Nudismus gibt es und wo darf man sich überall nackt bewegen?  

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Das Wichtigste zum Thema Nudismus und FKK

  • Nackte Tatsache: Keine Nation zieht so gern blank wie die Deutschen. Hier entstand auch der Begriff "Freikörperkultur", kurz: FKK. Die ehemalige DDR war mal ihr Epizentrum. Deshalb gibt es bis heute mehr Nudisten und Nudistinnen im Osten.

  • Rund 10 Millionen Deutsche sonnen sich, wie Gott sie schuf. Hierzulande gibt es mehr als 200 FKK-Vereine, FKK-Anlagen und das größte Nudist:innen-Treffen der Welt: Über 1.000 "Nackedeis" versammeln sich jährlich am Rosenfelder Strand an der Ostsee.

  • Adam vor Eva: FKK kommt laut einer Umfrage für rund 68 Prozent der Männer und 46 Prozent der Frauen infrage.

  • Auch Menschen aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Holland und Österreich sonnen sich gerne nackig am Strand. Am prüdesten sind die Amerikaner:innen, gefolgt von den Brasilianer:innen.

  • Wusstest du schon: Wirklich "nackt" werden wir auf dem Körperscanner am Flughafen nicht: Die auch als Nacktscanner bezeichnete Sicherheitskontrolle zeigt nur ein schematisch als Piktogramm ausgeworfenes Bild deines Körpers.

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Naturismus Bedeutung: Naturverbundene Nacktkultur statt sexuellem Abenteuer

Nudismus oder FKK bedeutet erstmal nur nackt sein. Der "Naturismus" geht noch einen Schritt weiter: Bei dieser Freikörperkultur geht es darum, mit der Natur zu verschmelzen. Die wichtigsten Werte sind Respekt vor der Umwelt, Freiheit und das Fühlen mit allen Sinnen.

In der Sex-Industrie wird "FKK" oft als Synonym für Sex-Partys missbraucht - dabei haben weder Nudismus noch Naturismus etwas damit zu tun. Im Gegenteil: Studien und Erfahrungsberichte zeigen: Der ständige Anblick von nackter Haut hat einen Gewöhnungs-Effekt. Nudist:innen verrichten hüllenlos ganz alltägliche Dinge - dadurch wird die Nacktheit entsexualisiert.

Nacktbaden wurde schon im 18. Jahrhundert durch Samuel Gottlieb Vogel populär. Der Leibarzt des mecklenburgischen Adels war überzeugt: Meerwasser ist gut für die Gesundheit - am besten nackt.
Nacktbaden wurde schon im 18. Jahrhundert durch Samuel Gottlieb Vogel populär. Der Leibarzt des mecklenburgischen Adels war überzeugt: Meerwasser ist gut für die Gesundheit - am besten nackt.© Getty Images

Nudismus: Formen und Verbreitung

Speziell ausgewiesene FKK-Strände, -Vereine, -Campingplätze oder FKK-Ferienanlagen erwarten meist eine vollständige Nacktheit der Besucher:innen, zumindest, wenn es das Wetter zulässt. Andere Bereiche lassen beides zu: Du bist mit Bekleidung genauso willkommen wie ohne.

Viele FKK-Campingplätze, -Ferienanlagen oder -Vereine haben ihre eigenen Regeln. Um Kontroversen zu vermeiden, solltest du dich mit den Regeln vertraut machen, bevor du eine Einrichtung besuchst. Nicht überall sind bekleidete Menschen in Nudist:innen-Camps willkommen. Eine Ausnahme ist das Personal in FKK-Einrichtungen, es muss aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen immer bekleidet sein.

Speziell für Anhängende des Nudismus gibt es viele Veranstaltungen und Einrichtungen:

  • FKK-Strände
  • FKK-Vereine
  • Campingplätze und Ferienanlagen für Nudist:innen
  • Nacktsport, beispielsweise Nackt-Yoga
  • FKK-Partys oder -Festivals
  • Events wie FKK-Laufen, Nacktparaden oder FKK-Radeln
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Nackt in der Öffentlichkeit: Rechtliche Aspekte in Deutschland

✌️ In Deutschland gibt es kein Gesetz, das Nacktheit (ohne sexuellen Bezug) verbietet. Fühlen sich andere Menschen gestört, kann Nacktheit aber als Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld bestraft werden. Meistens wird aber erst mal verwarnt.

🏠 Nackt sein in deinem Zuhause? Per Gesetz gar kein Problem - du darfst so viel blanke Haut zeigen, wie du magst. Sogar dann, wenn währenddessen alle Fenster geöffnet sind.

🏡 Auf dem Balkon oder im Garten: Die Außenflächen gehören auch zu deinem Zuhause - deshalb darfst du auch hier das "Paradieskostüm" tragen. Um sicherzugehen, dass sich niemand gestört fühlt, hilft ein Sichtschutz.

🏖️ Am Wasser oder Strand: Auf Nummer sicher gehen Nudist:innen am FKK-Strand. Aber auch an anderen öffentlichen Stränden wird Nacktheit weitgehend toleriert.

🌄 In der Natur: Nackt auf einer Waldlichtung oder auf einem Berggipfel liegen, ist für manche die pure Freiheit. Theoretisch ist das nicht verboten - aber wenn sich andere davon gestört fühlen und den Nackedei melden, kann das als Ordnungswidrigkeit eingestuft werden.

🌆 In der Stadt: Einfach so unbekleidet durch die Stadt spazieren? Keine gute Idee - bei so vielen Menschen ist dir die Beschwerde sicher.

☝️ Nacktheit in der Öffentlichkeit mit einem sexuellen Bezug (wie das Herzeigen von Geschlechtsorganen bei Exhibitionisten) ist in Deutschland per Gesetz verboten.

Der Einfluss von Nacktheit auf dein Körpergefühl

Nacktheit steigert laut wissenschaftlichen Studien das Körpergefühl und das Selbstbewusstsein. Du lernst, deinen Körper zu schätzen und zu lieben. In der Gemeinschaft wird die Nacktheit oft als befreiend empfunden. Die Erkenntnis, dass niemand perfekt ist, steigert die Akzeptanz der eigenen Makel und Problemzonen.

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Nacktheit: Überwindung des Schamgefühls

Mit Kleidung schützen wir unseren Körper nicht nur gegen Kälte, sondern auch vor den Blicken der anderen. In unserer Kultur ist Nacktheit vor einer fremden Person häufig mit Scham und Peinlichkeit verbunden, sodass erste Erfahrungen mit der Freikörperkultur nicht selten als unangenehm und befremdlich bezeichnet werden.

Der Weg vom ersten Kontakt mit der Freikörperkultur bis zum Wohlfühlen mit der eigenen Nacktheit vollzieht sich in mehreren Schritten. Zu Beginn stehen die eigene Unvollkommenheit und Makel im Vordergrund, mit einer daraus resultierenden Unsicherheit, Schutzlosigkeit und Scham.

Als Nächstes beschreiben Nudist:innen jedoch die Erkenntnis, dass die Nacktheit in der Gruppe ganz normal ist und niemand abschätzende Blicke oder Bemerkungen macht. Gesellschaftliche Schönheitsideale werden damit wertlos, vermeintliche "Makel" müssen nicht verborgen werden. Die Angst vor Spott oder Kritik verwandelt sich für sie in ein Gefühl der Wertschätzung des eigenen Körpers: Körpergefühl und Selbstbewusstsein steigen, der eigene Körper wird wertgeschätzt.

Mit der Akzeptanz und Wertschätzung des eigenen Körpers bewegen sich Nudist:innen frei und ohne Hemmungen in einer Gruppe Gleichgesinnter. Sie akzeptieren andere Menschen genauso wie sie im Gegenzug akzeptiert werden und beurteilen sie nicht nach ästhetischen Kriterien.

Akzeptanz deines Körpers dank Nacktheit

Mit der Akzeptanz der eigenen Nacktheit kommt ein positives Gefühl: Freiheit, Ungezwungenheit und die Nähe zur Natur treten in den Vordergrund. Die Nacktheit in der Gruppe fördert die Selbstsicherheit und schafft gegenseitiges Vertrauen und Respekt.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen, die die Freikörperkultur leben, ihren Körper akzeptieren und ein positives Körperbild besitzen. Sie haben ein selbstbewusstes und entspanntes Verhältnis zu ihrem Körper und lassen sich weniger durch die von den Medien vermittelten Schönheitsideale beeinflussen, auch wenn ihr Körper nicht dem gängigen Körperideal entspricht.

Eine religiös motivierte Nacktheit gab es schon bei den antiken Gymnosophisten, wird aber auch heute noch praktiziert. Die indischen Sadhus oder Digambara verstehen Nacktheit neben Askese als Befreiung von weltlichen Zwängen.

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Blanker Aktionismus: Wenn Nacktheit politisch wird

Nudismus: Was sind Nudist:innen und wie stark ist FKK in Deutschland verbreitet?

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Nackte Haut wie bei diesen Blumenkindern in San Francisco gehörte zum Dresscode der 68er Hippie-Bewegung. Sie stand für (sexuelle) Freiheit und Frieden.
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Nackte Haut wie bei diesen Blumenkindern in San Francisco gehörte zum Dresscode der 68er Hippie-Bewegung. Sie stand für (sexuelle) Freiheit und Frieden.

Blaues Wunder: Der amerikanische Künstler Spencer Tunick bemalt weltweit nackte Menschen und schafft riesige Kunstwerke - wie 2016 "Das Meer von Hull" in der gleichnamigen englischen Stadt. Seine Kunst symbolisiert: Wir sind eins.
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Der österreichische Aktionskünstler Wolfgang Flatz machte mit nackten Menschen in Käfigen auf die Missstände in der Fleischindustrie aufmerksam - hier 2013 auf dem Münchner Kunst-Festival Tollwood.
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Auch die Tierrechtsorganisation Peta setzt sich international mit Nackt-Demos für mehr Tierwohl ein - wie hier gegen Pelz 1992 in Tokio ...
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Auch die Tierrechtsorganisation Peta setzt sich international mit Nackt-Demos für mehr Tierwohl ein - wie hier gegen Pelz 1992 in Tokio ...

... oder hier 2016 auf der Londoner Fashion Week.
© picture alliance/Capital Pictures

... oder hier 2016 auf der Londoner Fashion Week.

Nacktheit dient als Ausdruck für Kunst, Freiheit und Frieden, aber auch als politisches Mittel. Sie erzeugt Aufmerksamkeit. In den 1968er-Jahren stand Nacktheit für Frieden und Freiheit, später nutzen Künstler:innen nackte Menschen für ihre Aktionen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Nudismus

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