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Es fährt kein Zug nach nirgendwo

Bahn-Chaos zur EM: Jeder dritte Fernzug unpünktlich - Jahresziel schon kassiert

  • Veröffentlicht: 19.07.2024
  • 13:57 Uhr
  • Damian Rausch

Mitten im EM-Fieber kämpfte die Deutsche Bahn gegen eine Welle der Unpünktlichkeit. Zahlreiche Verspätungen brachten Reisende und Fußballfans zur Verzweiflung - doch woran liegt das?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Fast jeder zweite Fernzug der Deutschen Bahn war im Juni verspätet. Damit rückt das Pünktlichkeitsziel von 70 Prozent bis 2024 in weite Ferne.

  • Streiks, extreme Wetterlagen und vor allem eine marode Infrastruktur belasten den staatseigenen Konzern und führen zu zahlreichen Verspätungen und Zugausfällen.

  • Trotz Kritik von Politik und Wettbewerbern plant die Bundesregierung milliardenschwere Investitionen zur Modernisierung des Schienennetzes.

Die Deutsche Bahn nimmt es mit der Pünktlichkeit nicht so genau, und das nicht erst seit Beginn der Fußball-Europameisterschaft. Bereits im Juni, während der ersten Turnierwoche, war fast jeder zweite Fernzug mit Verspätung unterwegs, wie die Bahn nun bekannt gab. Das Jahresziel, mehr als 70 Prozent der Züge pünktlich ankommen zu lassen, sei nicht mehr zu erreichen. Es wurde jetzt vorzeitig kassiert. 

Pünktlichkeitsziel für das Jahr 2024 nicht erreicht

Laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur zeichnete sich bereits vor der EM ab, dass die Deutsche Bahn ihr Pünktlichkeitsziel für das Jahr 2024 nicht erreichen wird. Statt der angestrebten 70 Prozent Pünktlichkeit erreichten im ersten Halbjahr nur 62,7 Prozent der Fernzüge ohne größere Verspätung ihr Ziel. Das sind fast sechs Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Auch die sogenannte Reisendenpünktlichkeit, die zusätzlich Zugausfälle berücksichtigt, lag im ersten Halbjahr nur bei 66,8 Prozent.

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Überflutungen und Dammschäden

Die Gründe für die massiven Verspätungen sind vielfältig. "Die massiven Streiks, das bundesweite Baugeschehen und insbesondere die Extremwettereignisse im ersten Halbjahr in einem noch nie dagewesenen Ausmaß haben die Zahl nach unten gedrückt“, teilte die Bahn weiter mit. Im Juni waren durchschnittlich über 400 Züge pro Tag von externen Einflüssen wie Hangrutschen, Überflutungen und Dammschäden betroffen, mehr als doppelt so viele wie normalerweise. "Damit lag diese Zahl sogar 33 Prozent über den bisherigen Spitzenmonaten während der Flutkatastrophe im Sommer 2021", so die Bahn weiter.

Schlechte Infrastruktur als Ursache

Doch nicht nur das Wetter und Streiks belasten die Pünktlichkeitsquote. Die schlechte Infrastruktur ist ein langfristiges Problem, das die Deutsche Bahn schon seit Jahren begleitet. Der Staatskonzern kämpft mit veralteten Strecken und mangelnder Finanzierung. "Deutschland spart sein Schienennetz kaputt", kritisierte Peter Westenberger, Hauptgeschäftsführer des Wettbewerberverbands "Die Güterbahnen". Seit Jahren werde die Kritik an sinkender Qualität und Kapazität des Schienennetzes ignoriert.

Im Video: Bahn-Chef - 2025 keine Streichungen im Fernverkehrsangebot

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Erhebliche Probleme während der EM

Besonders während der EM wurde die mangelhafte Infrastruktur schmerzhaft deutlich. So musste das niederländische Team aufgrund einer mehr als zweistündigen Verspätung kurzfristig statt mit dem Zug per Flugzeug zum Halbfinale reisen. Auch Hunderte österreichische Fans strandeten zeitweise in Bayern, weil eine Baustelle nicht rechtzeitig fertiggestellt wurde. Turnierchef Philipp Lahm verpasste in der Gruppenphase wegen Bahn-Problemen den Anpfiff einer Partie.

Generalsanierung als Mega-Aufgabe

Nach den zahlreichen negativen Schlagzeilen und lauter Kritik aus der Politik kommt jetzt langsam Bewegung in der Sache. Mit bisher nicht gekannten Milliardensummen will der Bund das Schienennetz modernisieren. Seit dieser Woche läuft die Rundum-Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Bis Mitte Dezember ist der viel befahrene Korridor komplett gesperrt, danach soll die Strecke für mehrere Jahre baufrei bleiben. Nach diesem Konzept sollen bis 2031 weitere 40 stark frequentierte Streckenabschnitte wieder fit gemacht und die Pünktlichkeit stückweise wieder verbessert werden.

Die Bahn räumte die Probleme mehrfach ein und bat die Fahrgäste um Entschuldigung. Dennoch bleibt die Kritik bestehen, dass grundlegende Infrastrukturprobleme nicht ausreichend angegangen werden.

Die Umsetzung und die Auswirkungen der milliardenschweren Investitionen und der Generalsanierung des Streckennetzes bleiben abzuwarten. Die Pünktlichkeitsprobleme der Deutschen Bahn dürften aber noch für etliche Jahre ein Dauerthema bleiben.

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  • Verwendete Quellen;
  • Nachrichtenagentur dpa
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