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Kabelklau häuft sich

Baustellen ja, aber nicht nur: Warum die Bahn wirklich zu spät kommt

  • Veröffentlicht: 23.05.2023
  • 16:15 Uhr
  • Lena Glöckner

Fällt der Zug aus oder ist er stark verspätet, ist der Frust groß. Auslassungen über die Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn hört man in beinahe jedem Smalltalk-Gespräch. Dabei ist die Bahn nicht immer schuld.

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2022 kam jeder dritte Zug im Fernverkehr der Deutschen Bahn zu spät. Damit hat das Unternehmen seine Fahrgäste im vergangenen Jahr so lange warten lassen, wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Ursächlich sind überalterte und knappe Infrastruktur, Baustellen und ein rasant wachsendes Verkehrsaufkommen.

Aber nicht nur. Immer mehr Züge verspäten sich, weil sich Diebe an den Kabeln der Zugnetze bedienen. Wie Anfang Mai in Bochum, beinahe wöchentlich in Berlin und im Januar auf der Strecke zwischen Halle und Bitterfeld. Das Problem dabei: Viele Kabel, besonders Glasfaser, sind äußerst schwer zu reparieren, weshalb die Verspätungen meist über mehrere Stunden andauern und mehrere Züge beeinträchtigen.

21 Prozent der Verspätungen wegen Metalldiebstahl

Der Diebstahl hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen und den höchsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Im vergangenen Jahr waren 4.876 Züge von Beeinträchtigungen durch Buntmetalldiebstähle betroffen, wie aus einer Anfrage von ProSieben Newstime an die Deutsche Bahn hervorgeht. Insgesamt kommt das Unternehmen auf 1.800 Stunden Verspätung - exakt sind es 110.729 Verspätungsminuten - in Folge von Buntmetall-Diebstahl, was 21 Prozent aller bundesweiten Verspätungsursachen ausmacht. Das sind mehr als 40 Prozent mehr als 2021.

Vor allem im Südosten des Landes habe man "eine starke Konzentration der Buntmetall-Diebstähle" festgestellt, teilte das Unternehmen mit. 27 Prozent der Ausfälle in dieser Region seien durch Kabelklau verursacht.

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Ukraine-Krieg als Ursache für vermehrten Kabelklau

Warum aber klauen immer mehr Menschen Buntmetall und Kupfer? Die Bahn nennt als Grund die gestiegenen Preise in Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Deshalb will sie nun mit zusätzlichem Personal stärker gegen Diebe vorgehen. Bis einschließlich 2025 will der Konzern 500 zusätzliche Sicherheitskräfte einstellen und an sensiblen Punkten im Netz einsetzen, wie der Konzern im März mitteilte. Die neuen Sicherheitskräfte sollen der Bahn zufolge dort eingesetzt werden, wo besonders viele Diebstähle verzeichnet wurden. 100 Mitarbeiter sollen noch 2023 neu kommen. Jeweils 200 werden für 2024 und 2025 erwartet.

Auch wenn der Einfluss der Buntmetalldiebstähle auf die Verspätungsminuten immer größer wird, liegt er bundesweit hinter anderen Verspätungsursachen, wie etwa den witterungsbedingten Verspätungen. Hier belief sich die Gesamtverspätung laut Bahn auf 986.000 Minuten. Im Übrigen zählen hierzu keine Verspätungen unter sechs Minuten - nach Bahn-Definition sind diese Züge pünktlich.

Pünktlicher wird die Bahn frühestens 2030

Zuverlässiger wird die Bahn aber wohl erstmal nicht. Anfang Januar saß Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in der ARD-Sendung von Sandra Maischberger. Dort versuchte er gar nicht, auszuweichen. Mit einer Pünktlichkeit von 90 Prozent sei "frühestens in sieben Jahren" zu rechnen - also im Jahr 2030. Das sei schon "extrem schnell", meinte der Verkehrsminister.

  • Verwendete Quellen:
  • Anfrage Deutsche Bahn
  • Nachrichtenagentur dpa
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