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Fragwürdige Unterbringung

Britische Regierung "verfrachtet" Asylbewerber zum Wohnen auf Schiff vor Küste

  • Veröffentlicht: 08.08.2023
  • 16:30 Uhr
  • Stefan Kendzia
Der Unterkunftskahn "Bibby Stockholm" im Hafen von Portland - hier sollen bis zu 500 Asylbewerber beherbergt werden.
Der Unterkunftskahn "Bibby Stockholm" im Hafen von Portland - hier sollen bis zu 500 Asylbewerber beherbergt werden.© AP

"Bibby Stockholm", so heißt der riesige Lastkahn, der vor der Küste Englands dümpelt. Das umgebaute Schiff soll als Wohnstätte für Flüchtlinge dienen und der britischen Regierung viel Geld bei der Aufnahme von Asylbewerber:innen sparen. Anwohner:innen und Menschenrechtsaktivist:innen sollen die neue Maßnahme heftig kritisieren.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die ersten Asylsuchenden beziehen bereits das umgebaute Schiff "Bibby Stockholm".

  • Mit dieser neuen Maßnahme möchte die britische Regierung Geld bei der Aufnahme von Asylbewerber:innen sparen.

  • Anwohner:innen und Menschenrechtsaktivist:innen sollen die neue Maßnahme heftig kritisieren.

"Bibby Stockholm" - hinter diesem ungewöhnlichen Namen verbirgt sich ein umgebauter Lastkahn auf dem Wasser, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Unterm Strich handelt es sich bei Londons Kampf gegen Migration um eine neue Maßnahme, um erstens Geld zu sparen und zweitens Asylsuchenden zu zeigen, wie unwillkommen sie eigentlich sind. 

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Sunak will Platzprobleme bei der Unterbringung von Migranten lösen

Ein wahres Monstrum, was da an der Küste vor der südenglischen Inselstadt Portland ankert: "Bibby Stockholm" ist ein dreistöckiger Lastkahn, an dessen Bord in Zukunft 500 Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten sollen. Mit dieser neuen Maßnahme - und es sollen weitere "Wohn"-Schiffe folgen - will Premierminister Rishi Sunak ein Platzproblem bei der Unterbringung von Migranten lösen und gleichzeitig hohe Kosten durch das Anmieten von Hotelzimmern vermeiden. Gegen den Ankerplatz sollen mehrere Menschen bereits protestieren - das Gebiet ist ihrer Ansicht nach für das Projekt nicht geeignet, so NTV.

"Die Regierung hält es für richtig, Alternativen (zu bisherigen Unterkünften) zu finden, die billiger und kosteneffizienter sind", sagte ein Sprecher von Premierminister Rishi Sunak vor Journalist:innen. "Wir denken, dass dies eine Alternative ist." Allerdings liege die Ersparnis laut dem britischen "Guardian" bei lediglich zehn britischen Pfund pro Person und pro Tag.

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"Beschämende Art, Menschen unterzubringen"

"Es scheint, dass diese Regierung alles tun wird, um Asylsuchenden das Gefühl zu geben, in diesem Land unwillkommen und unsicher zu sein", sagte Steve Valdez-Symonds von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Er empfindet es als "eine äußerst beschämende Art, Menschen unterzubringen, die vor Terror, Konflikten und Verfolgung geflohen sind. Die Unterbringung von Menschen auf einem schwimmenden Lastkahn ist wahrscheinlich retraumatisierend". Grundsätzlich sollte es "große Bedenken geben, jede Person auf Wohnräume von der typischen Größe eines Autoparkplatzes zu beschränken", wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Valdez-Symonds zitiert.

Sowohl mit dem Schiff - das bereits Mitte der 1990er-Jahre in Hamburg Asylsuchende als auch Obdachlose beherbergte - als auch mit drastischen Asyl-Gesetzen wolle die Regierung nichts anderes als abschrecken. Allein im vergangenen Jahr sollen rund 45.000 Menschen irregulär eingereist sein. Darum: Wer in Zukunft ohne Erlaubnis das Land betritt, soll in Haft genommen, schnellstmöglich abgeschoben werden und darf in Großbritannien kein Asyl mehr beantragen.

Zusätzlich macht die Regierung mehr Druck auf Unternehmen und Vermieter:innen, die irregulär eingereiste Migrant:innen beschäftigen oder unterbringen: Geldstrafen sollen deutlich erhöht werden von derzeit 15.000 auf 45.000 Pfund (etwa 52.000 Euro) je illegal beschäftigtem Arbeiter. Wohnungsbesitzer:innen sollen statt 1.000 künftig 10.000 Pfund je unerlaubtem Mieter oder unerlaubter Mieterin zahlen.

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