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Festakt zum 70. der Ex-Kanzlerin

CDU feiert Merkels 70. Geburtstag: Kleine Versöhnung mit Merz

  • Aktualisiert: 27.09.2024
  • 11:49 Uhr
  • Michael Reimers

Von ihren ehemaligen politischen Weggefährt:innen, aber auch früheren Rivalen aus den eigenen Reihen ließ sich Angela Merkel zu ihrem 70. Geburtstag in Berlin mit einem Festakt feiern.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die CDU richtete Angela Merkel anlässlich deren 70. Geburtstags einen Festakt aus.

  • CDU-Chef Friedrich Merz schlug in einer Rede für die Jubilarin versöhnliche Töne an.

  • Seit Merkel Merz 2002 vom Vorsitz der Unionsfraktion im Bundestag verdrängt hatte, galt das Verhältnis der beiden als belastet.

Angela Merkel wurde vor dem Festsaal von ihrem einstigen Konkurrenten begrüßt, dem amtierenden CDU-Parteivorsitzenden Friedrich Merz, und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), ebenfalls ein scharfer Kritiker der Ex-Kanzlerin vor allem in der Flüchtlingskrise: Am Mittwoch (25. September) richtete die CDU Angela Merkel zu ihrem 70. Geburtstag in Berlin einen Festakt in der Akademie der Wissenschaften aus.

"Liebe Angela Merkel“, begann Merz seine Rede zum Beginn der Veranstaltung und baute dann immer wieder ein "Liebe Angela" ein. Er nannte Merkel eine Persönlichkeit, "die dieses Land geprägt hat" und sagte, dass man sich an diesem Abend Zeit nehmen wolle für Gespräche, "auch über Dinge, die uns gelungen sind, und Dinge, die uns weniger gelungen sind“. Sie habe in der Euro- und der Corona-Krise Europa durch starke Führung zusammengehalten, die Flüchtlingskrise ließ Merz in dieser Aufzählung unerwähnt.

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Am Ende seiner Rede konnte es sich Friedrich Merz dann aber doch nicht verkneifen: "Bei allem, was dir an Kritik begegnet" werde doch im Vergleich mit der gegenwärtigen Bundesregierung deutlich, wie wichtig Stabilität sei, sagte der CDU-Chef zu der vor ihm sitzenden Vorgängerin Angela Merkel. Das klang wie ein vergiftetes Lob für die frühere Kanzlerin auf der CDU-Feier zu ihrem 70. Geburtstag. Seit Wochen brandmarkt Merz die Ampel-Regierung als die schlechteste Regierung, die Deutschland je hatte. Da wirkte das Vergleichs-Lob für 16 Jahre Kanzlerschaft Merkels nicht gerade überwältigend.

Merkel wünscht Merz Erfolg als Kanzlerkandidat

"Lieber Friedrich", bedankte sich Angela Merkel und betonte gleich am Anfang ihrer Rede in Anspielung auf 2002, als sie Merz vom Vorsitz des CDU/CSU-Fraktionssitzes verdrängte: "Jeder weiß, dass wir beide in unserem politischen Leben Höhen und Tiefen hatten." Im Hinblick auf die Kanzlerkandidatur von Merz fügte sie hinzu: "Ich wünsche dir für die nächsten Monate alles Gute und viel Erfolg!"

Die CDU wollte an diesem Abend offenbar vor allem Einigkeit demonstrieren. So wirkte der Festakt streckenweise wie eine Art Versöhnungstreffen. Neben Merz saßen weitere einstige Hauptkritiker Merkels aus der CDU im Publikum: der heutige CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann und CDU/CSU-Fraktionsvize Jens Spahn. Unter den Festgästen waren auch die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Peter Altmaier, der unter Merkel mehrere Ministerposten innehatte, und der ehemalige hessische Ministerpräsident Volker Bouffier.

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CDU demonstriert Geschlossenheit

Angela Merkel erhielt auch zu ihrem 70. Geburtstag ihren Willen, die versammelte Parteiführung wie schon zum 50. und dem 60. Geburtstag mit einem Wissenschaftsvortrag beglücken zu dürfen. Nach einem Gehirnforscher und einem Historiker war diesmal ein Kunsthistoriker an der Reihe. Merkel, die von ihrem Ehemann Joachim Sauer begleitet wurde, hatte sich für den Abend einen Festvortrag des Kunsthistorikers Horst Bredekamp gewünscht. Dieser verriet zur Einleitung, wie er Merkel vor vielen Jahren kennengelernt hatte - über Joachim Sauer -, und dass er die von ihr gekochten Rouladen besonders schätze. Dann schlug Bredekamp einen weiten Bogen von der Dialektik der Aufklärung über die Bedeutung von Bildern, bis hin zu der Frage, was sich durch die Erfindung des Internets geändert habe. Er betonte, dass Merkel die Gefahr eines möglichen Zerfalls von Europa in ihrer Zeit als Kanzlerin immer vor Augen gehabt habe.

Merkel war am 17. Juli 70 Jahre alt geworden. Sie war zur Bundestagswahl 2021 nach 16 Jahren als Kanzlerin nicht mehr angetreten. An ihrem Geburtstag hatte Merz der Altkanzlerin bereits über die Plattform X "herzliche Glückwünsche" gesendet. Er schrieb: "Rund drei Jahrzehnte lang hast Du die Politik unseres Landes geprägt und Verantwortung übernommen: in der CDU, im Parlament und in der Regierung." Seit Merkel Merz 2002 vom Vorsitz der Unionsfraktion im Bundestag verdrängt hatte, galt das Verhältnis der beiden als belastet.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • ntv.de: "Die 'liebe Angela' trifft den 'lieben Friedrich'"
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