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Keine Genderzeichen mehr

Gender-Verbot in Sachsen-Anhalt: Jetzt streiten die Parteien

  • Aktualisiert: 17.08.2023
  • 08:52 Uhr
  • Emre Bölükbasi
Mit dem Verbot von Sonderzeichen für das Gendern an Schulen erntet das Bildungsministerium des Landes viel Kritik und Lob.
Mit dem Verbot von Sonderzeichen für das Gendern an Schulen erntet das Bildungsministerium des Landes viel Kritik und Lob.© Uli Deck/dpa

"Lehrer:innen", "Schüler_innen", "Bäcker*innen" - all diese möglichen Varianten des Genderns sind an den Schulen Sachsen-Anhalts fortan verboten. Die Entscheidung entfacht eine scharfe Debatte - die Meinungen bei den Grünen, der FDP und der SPD gehen auseinander.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt hat ein Machtwort ausgesprochen: Das Gendern im Schulkosmos ist fortan verboten.

  • Von den Grünen und der SPD kam scharfe Kritik an der Entscheidung.

  • Die FDP hingegen verwies auf die Regeln der deutschen Rechtschreibung - und reagierte gelassen.

Das Gender-Verbot mit Sonderzeichen an den Schulen Sachsen-Anhalts hat eine große Debatte unter den Parteien ausgelöst. Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Susan Sziborra-Seidlitz, hatte noch am Dienstag (15. August) von einem "Kulturkampf" des Bildungsministeriums gesprochen. Die SPD zog nun mit einer weiteren Kritik nach, während die FDP Gelassenheit forderte.

Das Ressort von Eva Feußner (CDU) hatte am Dienstag (15. August) der "Mitteldeutschen Zeitung" (MZ) mitgeteilt, dass Sonderzeichen für das Gendern im gesamten Schulkosmos fortan verboten seien. Neben dem Gender-Sternchen betrifft die Maßnahme somit auch Konstruktionen wie "Lehrer:innen" und "Schüler_innen". Doppelnennungen wie "Arbeiter und Arbeiterinnen" hingegen seien weiterhin erlaubt.

SPD und Grüne kritisieren Gender-Verbot, FDP reagiert gelassen

Eine erste Kritik war von der Grünen-Politikerin Sziborra-Seidlitz gekommen. "Ministerin Feußner sollte sich auf die ohnehin großen Aufgaben in ihrem Haus, wie die Bekämpfung des Lehrkräftemangels konzentrieren, statt populistische Ablenkungsmanöver auf Nebenschauplätzen zu beginnen", zitierte die "Volksstimme" die Politikerin. Sie warnte unter anderem vor unnötiger Konfrontation und Spaltung.

Auch die SPD wies auf die gegenwärtigen Probleme im Bildungswesen des Landes hin und ging mit dem Gender-Verbot hart ins Gericht. Trotz "historisch schlechtester Unterrichtsversorgung an vielen Schulen in Sachsen-Anhalt" setze das CDU-geführte Ministerium die Priorität auf ein Gender-Verbot. Die AfD komme "vor Freude nicht in Schlaf".

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Die FDP hingegen reagierte gelassen. Jörg Bernstein sieht eigenen Angaben zufolge keinen Grund zur Aufregung. Er erinnerte an die Regeln der Rechtschreibung - das Ministerium habe lediglich klargestellt, dass diese im Bildungswesen galten. "Das ist eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit", fügte er hinzu.

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Sorge vor Grammatikproblemen

Das Bildungsressort hatte seine Entscheidung mit einem Beschluss des Rats für deutsche Rechtschreibung begründet. Die grammatischen Sonderformen seien nicht mit dem aktuellen amtlichen Regelwerk vereinbar. Zudem werde befürchtet, dass Gender-Sonderzeichen im Wortinneren zu Grammatikproblemen führen könnten, berichtete der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Beispiele hierfür seien die Verwendung von Artikeln oder Pronomen.

Dennoch wurde Lehrkräften ein Spielraum bei der Bewertung von Schülerarbeiten zugesichert, in denen das Genderverbot mit Sonderzeichen missachtet werde. Einem Ministeriumssprecher zufolge kommt es in diesen Fällen auf die Gesamtschau der Schülerleistung an.

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