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Experten alarmiert

Deutscher Wald im Klimastress: Vier von fünf Bäumen sind krank

  • Aktualisiert: 21.03.2023
  • 16:56 Uhr
  • Melissa Aschauer

Die Bäume in Deutschlands Wäldern leiden stark unter den Folgen der Klimakrise. Vor allem Dürren und hohe Temperaturen der vergangenen Jahre haben den Wäldern stark zugesetzt. Expert:innen nennen die neuen Beobachtungen beunruhigend. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 veröffentlicht.

  • Alarmierend ist: Vier von fünf Bäumen sind bereits nicht mehr gesund.

  • Umweltschützer:innen, Waldeigentümer:innen und die Regierung setzen auf den Umbau zu widerstandsfähigeren Wäldern.

Das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten Waldzustandserhebung 2022 ist alarmierend: Nur jeder fünfte Baum in deutschen Wäldern ist demnach gesund. 

Deutsche Wälder unter Klimastress

Die Wälder in Deutschland leiden weiter unter hohem Klimastress: Vier von fünf Bäumen haben sichtbare Schäden in ihren Kronen, wie eine am Dienstag, den 21. März, vorgelegte Erhebung des Bundesagrarministeriums für 2022 ergab.

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urn:newsml:dpa.com:20090101:221228-921-004976
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So sind bereits angesichts häufigerer Zeiten mit Trockenheit und Hitze bei etwa jedem dritten Baum die Kronen sogar schon stark gelichtet. Insgesamt gab es demnach keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands, aber auch keine deutliche Verschlechterung zu 2021. 

Minister Özdemir: "Beunruhigende Ergebnisse"

Umweltschützer:innen, Waldeigentümer:innen und die Regierung dringen auf einen Umbau zu widerstandsfähigeren Forsten. So sagte Grünen-Minister Cem Özdemir: "Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht." Das wertvolle Ökosystem leide unter den Folgen der Klimakrise. Die "beunruhigenden Ergebnisse" der Erhebung zeigten weiteren Handlungsbedarf, damit die Wälder künftig Trockenheit und höheren Temperaturen trotzen könnten. Das hieße:

Mischwald statt Monokulturen.

Cem Özdemir, Pressemitteilung des BMEL

Als Unterstützung für einen solchen Umbau stellt das Ministerium für die Zeit von 2022 bis 2026 insgesamt 900 Millionen Euro aus einem Förderprogramm bereit.

Generell seien Schäden der Bäume "weiterhin auf einem sehr hohen Niveau", heißt in der Waldzustandserhebung. "Deutliche" Schäden hatten im vergangenen Jahr über alle Arten hinweg nach wie vor 35 Prozent - bei ihnen war verglichen mit gesunden Bäumen schon mehr als ein Viertel der Krone kahl.

Zur "Warnstufe" mit einer schwachen Kronenverlichtung von 11 bis 25 Prozent gehörten erneut 44 Prozent der Bäume. Volle Kronen hatten weiterhin 21 Prozent. Wie dicht Laub oder Nadeln sind, gilt als ein Indikator für den Gesundheitszustand.

Zu sehen sind jetzt die Folgen eines vielerorts trockenen und heißen Sommers 2022, wie das Ministerium erläuterte. Regenreiche Monate zu Jahresbeginn und im Herbst hätten ein Wasserdefizit der Böden nicht ausgleichen können. So habe sich der Wald nach mehreren trockenen Jahren seit 2018 weiterhin nicht erholen können.

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Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen besonders im Fokus

Besonders im Blick stehen vier Hauptarten, die zusammen drei Viertel aller Bäume ausmachen:

Bei Fichten sank der Anteil mit deutlichen Kronenschäden im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte auf 40 Prozent. Bei Kiefern nahm er von 25 auf 28 Prozent zu. Ohne Lücken in der Krone waren nur noch "historisch niedrige" 13 Prozent der Kiefern.

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Bei Buchen hatten weiter 45 Prozent deutliche Schäden. Der Anteil mit vollen Kronen stieg von 16 auf 21 Prozent. Bei Eichen zeigten 40 Prozent deutliche Schäden, ein Punkt weniger als 2021. 

Kritik: Zu intensive Nutzung der Wälder

Die Umweltorganisation WWF kritisierte eine zu intensive Nutzung für wirtschaftliche Zwecke. "Wälder benötigen eine extensivere und schonendere Behandlung der Lebensräume, damit sie dauerhaft ihre Klimaschutzfunktion erfüllen, zur Artenvielfalt beitragen und den wertvollen Rohstoff Holz zur Verfügung stellen."

Der Naturschutzbund (Nabu) forderte, den Wasserkreislauf der Wälder zu stärken - etwa, indem mehr Flächen und Moore wieder in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt werden. Denn Böden gesunder Wälder speicherten große Mengen Wasser und verhinderten so zugleich Waldbrände und Hochwasser.

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Der Deutsche Forstwirtschaftsrat erklärte, eine pauschale Ausweitung nutzungsfreier Waldflächen sei nicht zielführend, um eine natürliche CO2-Bindung zu fördern und Wald zu erhalten. Gerade die nachhaltige Bewirtschaftung unter bereits hohen Standards fördere die Gesundheit der Ökosysteme. Damit werde es auch erst möglich, dass alle Menschen die Wälder sicher betreten könnten.

Aus Sicht des FDP-Forstexperten Karlheinz Busen darf es beim Wappnen der Wälder keine Denkverbote geben: "Wir brauchen neben heimischen Bäumen auch Baumarten, die sich in wärmeren Breitengraden bewährt haben."

Die Daten stammen aus der jährlichen Waldzustandserhebung. Dabei wird der Zustand der Kronen taxiert und vier "Schadstufen" zugeordnet. Diesmal gingen 9.727 Bäume an 409 Punkten in die Auswertung ein. Das bundeseigene Thünen-Institut rechnet die Länderdaten dann zu einem deutschlandweiten Ergebnis hoch. Wald bedeckt rund ein Drittel der gesamten Landesfläche Deutschlands.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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