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Schwindendes Permafrost-Eis

Erst Dorfrutsch, dann Bergsturz: Wie der Klimawandel die Alpen bröckeln lässt

  • Veröffentlicht: 13.06.2023
  • 14:05 Uhr
  • Lena Glöckner
Bei dem massiven Bergsturz im Bundesland Tirol ist ein Alpengipfel samt Gipfelkreuz verschwunden.
Bei dem massiven Bergsturz im Bundesland Tirol ist ein Alpengipfel samt Gipfelkreuz verschwunden.---/Land Tirol/dpa

Mindestens 100.000 Kubikmeter Gestein stürzten vom Südgipfel des Fluchthorn-Massivs bei Galtür herab, ein Gipfel verschwand. Für Geologen ist klar: Wenn das Eis schwindet, bröckeln die Alpen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Tirol ist am Wochenende ein Gipfel eingestürzt - laut Experten liegt es am schwindenden Permafrost-Boden.

  • Auch in der Schweiz sind riesige, dicke Gesteinsbrocken von einem Berg hinunter gedonnert.

  • Erst vor wenigen Wochen haben schwere Regenfälle einen Dorfrutsch in Tirol verursacht.

Der massive Bergsturz in Tirol ist laut einem Experten des österreichischen Bundeslandes wahrscheinlich durch den tauenden Permafrost im Gebirge ausgelöst worden. Nach einem Erkundungsflug schätzte Tirols Chef-Geologe Thomas Figl am Montag (12. Juni), dass am Vortag mindestens 100.000 Kubikmeter Gestein vom Südgipfel des Fluchthorn-Massivs bei Galtür gestürzt waren. Laut Bergrettern verschwanden der Gipfel sowie das Gipfelkreuz. Die Behörden gehen nach wie vor nicht davon aus, dass Menschen zu Schaden gekommen sind.

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Bei dem Helikopterflug seien klare Anzeichen zu erkennen gewesen, dass das schwindende Permafrost-Eis im Gestein die Ursache für das Naturereignis war, sagte Figl. "Das Eis schmilzt wegen der stattfindenden Klimaerwärmung, und das sorgt eben dafür, dass die Berge bröckeln", erklärte der Geologe. "Das Eis ist der Klebstoff der Berge, und dieser Klebstoff geht jetzt schön langsam verloren".

Ein Kollege hat geschrien, dass wir den Platz sofort verlassen sollen"

"Hundert Meter vom Gipfel sind weggebrochen", schätzte der Leiter der örtlichen Bergrettung in Galtür, Christian Walter, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Eine Gruppe von Bergrettern hatte am Sonntag unterhalb des südlichen Fluchthorn-Gipfels einen Ausbildungskurs absolviert. Die etwa 30 Beteiligten wurden Zeugen, wie sich nur wenige Minuten nach dem Felssturz ein Sturzbach bildete, der an einer Berghütte vorbeirauschte, sagte Ausbildungsleiter Riccardo Mizio der dpa. "Ein Kollege hat geschrien, dass wir den Platz sofort verlassen sollen", berichtete er. Die Gruppe sei durch den Bergsturz aber nicht gefährdet gewesen.

Einige Wanderrouten um das Fluchthorn wurden seit Sonntag vorsorglich geschlossen. Die Gemeinde Galtür war hingegen nicht betroffen. Das Dorf ist mehr als neun Kilometer entfernt und liegt in einer anderen Richtung als die Schneise der etwa zwei Kilometer langen Gesteinslawine. Galtür war im Jahr 1999 Schauplatz einer Katastrophe, als dort eine riesige Lawine niederging. 38 Menschen starben, die meisten waren Deutsche.

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Auch in der Schweiz und an der bayerischen Grenze bröckelt es

Auch rund 60 Kilometer weiter südwestlich in der Schweiz rumort es am Berg oberhalb des Dorfes Brienz gewaltig. Am Wochenende sind riesige, dicke Gesteinsbrocken hinunter gedonnert. Dort hat sich eine langjährige Gesteinsrutschung im Frühjahr so beschleunigt, dass die gut 80 Einwohner in der ersten Maihälfte vorsichtshalber in Sicherheit gebracht wurden. Bislang sind die Brocken oberhalb des Dorfes liegengeblieben. Es ist aber nicht auszuschließen, dass auch das Dorf getroffen werden könnte. Im Unterschied zu Galtür gibt es bei Brienz keinen Permafrost. Der Berg bewegt sich dort schon seit Hunderten Jahren.

Vor wenigen Wochen ist der Pfänder (1.062 Meter) oberhalb der beiden Bodenseestädte Lindau (Bayern) und Bregenz (Vorarlberg, Österreich) wegen massiver Regenfälle in Bewegung geraten. Geröll, Erde und abgebrochene Baumstämme haben sich im Zeitlupentempo vorangeschoben und so bereits drei Häuser unbewohnbar gemacht. Die Anwesen sind um stattliche sieben Meter verschoben worden - und befinden sich nun nahezu in Deutschland. 

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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