Risiko für Schifffahrt
Forschende alarmiert: Immer mehr Monsterwellen in der Nordsee
- Veröffentlicht: 20.02.2025
- 18:08 Uhr
- Kira Born
Nicht nur auf den Weltmeeren, sondern auch in der Nordsee toben Extremwellen - und das deutlich häufiger als bisher angenommen.
Das Wichtigste in Kürze
In der Nordsee tauchen mehr sogenannte "Freak Waves" auf als bisher angenommen.
Eine neue Studie widerlegt bisherige Theorien, die von weniger Extremwellen in dem deutschen Meer ausgingen.
Extremwellen sind laut Forschenden eine der Hauptursachen für das Sinken von Schiffen auf hoher See.
Nicht nur im Nordatlantik, sondern auch in der deutschen Nordsee türmen sich mehr Extremwellen als bisher angenommen. Eine Studie des Bundesamts für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) fand nun heraus, dass die sogenannten "Freak Waves" oder "Rogue Waves" deutlich häufiger in dem deutschen Meer auftreten, als bisherige Theorien annahmen.
Gerade für Bohrinseln und die Schifffahrt birgt dies ein großes Risiko, heißt es in der Pressemitteilung des Bundesamts: "Nichts ist vor ihnen sicher: Extremwellen stellen ein großes Risiko für Schiffe, Offshore Windparks und Forschungsplattformen dar." Denn im letzten Jahr sanken pro Woche weltweit rund zwei Schiffe in Folge der Monsterwellen, so die Forschenden.
Theorien widerlegt: Deutlich mehr "Freak Waves" in der Nordsee als erwartet
Nicht nur im stürmischen Nordatlantik, der das Rangking der Monsterwellen anführt, tauchen viele der Wasser-Giganten auf. Die Studie des BSH "Freak Waves II – Studie zum Auftreten von Extremwellen in der südlichen Nordsee", die in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum HEREON durchgeführt wurde, zeigt, dass die Frequenz der Extremwellen deutlich höher ist, als bisher angenommen.
"Extreme Freak Waves, also Extremwellen, die nochmal deutlicher höher, als doppelt so hoch aus dem Seegangsfeld herausragen, sind im Untersuchungsgebiet häufiger aufgetreten als nach der Theorie angenommen", sagte Jens Möller, der das Forschungsprojekt von Seiten des Bundesamtes betreut.
Per Definition gilt eine Welle als Extremwelle, wenn sie mindestens doppelt so hoch wie der Mittelwert der höchst gemessenen Wellenhöhe ist. Ein weiteres Kennzeichen der Extremwellen ist ihr schnelles Auftreten und ihre steile Vorderfront, die gerade für Schiffe sehr tückisch sein kann. Extremwellen seien laut dem BSH weltweit eine der Hauptursachen für das Sinken von Schiffen auf hoher See.
Norderney ist Hotspot für Extremwellen in der Nordsee
Deutlich häufiger als in der Theorie treten um die Insel Norderney die sogenannten "Freak Waves" auf. "An der Boje SEE im Flachwasser vor Norderney war etwa jede 5800. Welle eine Extremwelle im Untersuchungszeitraum 2011 bis 2016, damit traten hier im Vergleich die meisten Extremwellen auf" so Ina Teutsch, Wissenschaftlerin am HERON zu den Studien-Ergebnissen.
Bislang mutmaßen die Forschenden, dass dies durch die sich schnell änderde Wassertiefe rund um die Insel begünstigt wird. Damit hängt auch der Solitone, die Wellenkämme, mit der Frequenz der "Rouge Waves" zusammen, so Teutsch. Ebenso zeigen die Studiendaten, "dass starke Gezeitenströmungen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Extremwellen erhöhen können sowie Extremwellen dadurch noch höher werden", heißt es vom BSH.
Aber die Wellen verhalten sich anders als die bisherigen Theorien angenommen haben und machen die Extremwellen damit noch unberechenbarer für Meeres-Forschende. "Die Erhöhung der Zahl von Extremwellen ergab sich nicht nur in Situationen, in denen die Welle gegen die Strömung anlief, sondern überraschenderweise auch dann, wenn die Welle in die gleiche Richtung wie die Strömung lief“, so die HERON Forscherin Teutsch.
- Verwendete Quellen:
- Bundesamts für Schifffahrt und Hydrographie: "Extremwellen kommen vor Norderney vergleichsweise häufig vor"