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Gewalthilfegesetz geplant

Tatort Wohnung: Häusliche Gewalt nimmt weiter zu

  • Veröffentlicht: 07.06.2024
  • 16:39 Uhr
  • Michael Reimers
Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen.
Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. © Jonas Walzberg/dpa

Wie schon im Vorjahr ist in Deutschland 2023 die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt erneut angestiegen. Betroffen waren vor allem Frauen, die Täter meist deren (Ex-)Partner.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Familienministerium, Innenministerium und Bundeskriminalamt stellen am Freitag (7. Juni) den aktuellen Bundeslagebericht zur häuslichen Gewalt vor.

  • Demnach steigt die Gewalt im häuslichen Umfeld in Deutschland weiter an.

  • Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Opferzahl 2023 um 6,5 Prozent. Das entspricht 256.276 Betroffenen.

Die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Wie aus einem aktuellen Bericht zur polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, waren insgesamt 256.276 Menschen im Jahr 2023 offiziell von häuslicher Gewalt betroffen, 6,5 Prozent mehr als im Jahr davor. 2022 hatte es bereits einen Anstieg um mehr als acht Prozent gegenüber 2021 gegeben. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Zahl sogar um fast 20 Prozent.

Die meisten Opfer waren demnach weiblich (70,5 Prozent). Bei 65,5 Prozent der Betroffenen handelte es sich um Gewalt in der Partnerschaft. Hier gab es insgesamt knapp 168.000 Fälle, 6,4 Prozent mehr als 2022. Die anderen Opfer von häuslicher Gewalt (34,5 Prozent) waren der Statistik zufolge von innerfamiliärer Gewalt betroffen. Hier handelt es sich um eine Form von Gewalt, die sich beispielsweise auch zwischen Großeltern und Enkelkindern oder anderen nahen Angehörigen abspielen kann. Diese Form von Gewalt betraf 2023 laut Statistik insgesamt 88.411 Menschen. Dies sind 6,9 Prozent mehr als im Vorjahr.

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Opfer meist weiblich, Täter meist männlich

Auch im vergangenen Jahr waren bei häuslicher Gewalt 75,6 Prozent der Tatverdächtigen männlich. Mit 79,2 Prozent waren die Opfer von Partnerschaftsgewalt überwiegend Frauen, 20,8 Prozent der Betroffenen waren männlich. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um vorsätzliche einfache Körperverletzung (59,1 Prozent), Bedrohung, Stalking oder Nötigung (24,6) sowie um gefährliche Körperverletzung (11,4).

Insbesondere bei schweren Gewaltdelikten mit weiblichen Opfern wie etwa Mord und Totschlag handelt es sich häufig um Taten der häuslichen Gewalt. Wie tagesschau.de meldet, geht aus einem aktuellen Bericht zur polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) hervor, dass im vergangenen Jahr unter den 903 Frauen, die Opfer von versuchtem oder vollendetem Mord und Totschlag wurden, 509 in den Bereich der häuslichen Gewalt fielen. Wie das BKA auf Anfrage präzisiert habe, seien 247 Frauen und Mädchen infolge häuslicher Gewalt ums Leben gekommen. Hierzu zählten auch die Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge.

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Paus: Erschreckendes Ausmaß einer traurigen Realität

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) äußerte sich erschüttert: "Die erneut deutlich gestiegenen Zahlen zur häuslichen Gewalt zeigen das erschreckende Ausmaß einer traurigen Realität. Gewalt ist ein alltägliches Phänomen - das ist nicht hinnehmbar", sagte Paus. Gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Vizepräsidentin des Bundeskriminalamts (BKA), Martina Link, stellte sie am Freitag das sogenannte Bundeslagebild zur häuslichen Gewalt vor.

Den Betroffenen stellte Paus ein neues Gesetz in Aussicht. Dieses sogenannte Gewalthilfegesetz werde "die Grundlage für ein verlässliches und bedarfsgerechtes Hilfesystem bei häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt schaffen", so Paus. "Wir brauchen dringend ein flächendeckendes, niedrigschwelliges Unterstützungsangebot bestehend aus sicheren Zufluchtsorten und kompetenter Beratung. Dafür arbeiten wir an einem Gesetz zur Sicherung des Zugangs zu Schutz und Beratung bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt."

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Jeden Tag mehr als 700 Menschen von häuslicher Gewalt betroffen

"Jeden Tag werden in Deutschland im Durchschnitt über 700 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt", sagte Innenministerin Faeser. Man dürfe diese Taten nicht als "Beziehungstragödien oder Eifersuchtsdramen" verharmlosen. "Wir müssen als Gesellschaft sehr, sehr deutlich machen, dass wir hinschauen, eingreifen und Gewalt keineswegs akzeptieren."

Um Frauen besser vor Gewalt zu schützen, seien unter anderem ein Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung, mehr Plätze in Frauenhäusern und Hilfsangebote nötig, sagte Faeser weiter. Der Opferschutz müsse früher ansetzen, damit es gar nicht erst zu den furchtbaren Taten komme. Es sei entscheidend, die Gewaltspirale zu stoppen. Täter müssten ihr aggressives Verhalten beenden und sich selbst verändern. Dazu seien nach dem Vorbild Österreichs verpflichtende Anti-Gewalttrainings nötig, mit empfindlichen Strafen bei Nicht-Teilnahme. Kontaktverbote müssten wirkungsvoller werden.

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BKA: Problem einer hohen Dunkelziffer

BKA-Vizepräsidentin Martina Link wies auf das Problem einer hohen Dunkelziffer hin. "Viele dieser Taten werden gar nicht angezeigt, sodass die polizeiliche Kriminalstatistik den tatsächlichen Umfang nur bedingt widerspiegelt." Faeser kündigte daher an, es zur Aufgabe zu machen, die Betroffenen zu stärken und sie zu ermutigen, die Taten anzuzeigen. "Dann können mehr Täter strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden", sagte sie.

Mit den Ländern sei sie auch in Beratungen zur Überwachung mit elektronischen Fußfesseln, so die Innenministerin. Die Bundespolizei baue zudem rund um die Uhr zugängliche Anlaufstellen vor allem an Bahnhöfen auf. Niemand sollte sich schämen, Opfer von Gewalt geworden zu sein. "Die Schuld liegt nie beim Opfer, sondern immer beim Täter." Als eine Maßnahme sollen bei Standorten der Bundespolizei durchgehend besetzte Schalter für von Gewalt betroffene Frauen eingerichtet werden. "Speziell geschulte Beamtinnen können dort Anzeigen aufnehmen und helfen", so Faeser.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • tagesschau.de: "Wieder mehr Opfer häuslicher Gewalt"
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