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Scholz auf Nahost-Besuch

Hilfe per Fallschirm: Zweiter Bundeswehr-Flieger bringt Lebensmittel in Gazastreifen

  • Veröffentlicht: 17.03.2024
  • 15:42 Uhr
  • Michael Reimers
17.03.2024: Ein Transportflugzeug der binationalen Staffel "Rhein" der deutschen Luftwaffe wirft mehr als vier Tonnen Nahrung auf vier Paletten an Fallschirmen über dem Gazastreifen ab.
17.03.2024: Ein Transportflugzeug der binationalen Staffel "Rhein" der deutschen Luftwaffe wirft mehr als vier Tonnen Nahrung auf vier Paletten an Fallschirmen über dem Gazastreifen ab. © Christian Timmig/Bundeswehr/dpa

Die deutsche Luftwaffe beteiligt sich mit Transportflügen an der Versorgung des Gazastreifens. Am Sonntag wurde weitere vier Tonnen Nahrungsmitteln mit Fallschirmen abgesetzt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag (16. März) hat die Bundeswehr ihren Hilfseinsatz über dem Gazastreifen begonnen.

  • Am Sonntag (17. März) startete der zweite Transportflug der Luftwaffe mit Nahrungsmitteln.

  • Bundeskanzler Scholz forderte auf seiner Nahost-Reise, dass mehr Hilfsgüter zur notleidenden Zivilbevölkerung kommen müsse.

Die Luftwaffe hat über dem umkämpften Gazastreifen am Sonntag (17. März) einen zweiten Transportflug zum Abwurf von Lebensmitteln gestartet. Wie schon am Vortag wurden aus einer Maschine vom Typ C-130 Hercules mehr als vier Tonnen Nahrung auf vier Paletten an Fallschirmen abgesetzt. Nach Militärangaben beteiligten sich auch die USA sowie Ägypten und Jordanien.

Der Einsatz hatte am Samstag mit einem ersten Hilfsflug begonnen. Der Pilot sprach in einem Bundeswehrvideo von Nervosität, "denn wir wollen helfen, aber auf keinen Fall am Boden jemanden verletzen". Die Bundeswehr hat zwei in Frankreich stationierte C-130-Transportflugzeuge nach Jordanien verlegt. Das arabische Land hat die Luftbrücke initiiert.

Novum für die Bundeswehr

Die Luftwaffe bezeichnet den Abwurf der Versorgungsgüter per Fallschirm aus den C-130 als "Novum" für die Bundeswehr. Es gebe zwei Herausforderungen: So sei es wichtig, dass die Last in der geplanten Abwurfzone ("Drop-Zone") lande. Andernfalls könnten die aufschlagenden Pakete Gebäude oder Infrastruktur beschädigen. "Pakete, die im Meer oder unzugänglichem Gelände landen, können zur Gefahr für diejenigen Bedürftigen werden, die sie unter Eigengefährdung zu erreichen versuchen. Deshalb werden vorher geeignete Zonen identifiziert, die unbesiedelt und dennoch gefahrlos zugänglich sind", so die Luftwaffe.

Gleichzeitig müssten Flugzeug und Besatzung geschützt sein. "Beschuss vom Boden kann in Krisengebieten nicht ausgeschlossen werden", hieß es. "Obwohl reduzierte Flughöhe und Fluggeschwindigkeit das Absetzen erleichtern, müssen Mindestwerte eingehalten werden. Zusätzlich verfügt die Hercules über eigene Schutzsysteme."

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Menschen prügeln sich um Ladungen

Den Menschen am Boden drohen ganz andere Gefahren. Deswegen gibt es im Gazastreifen geteilte Ansichten über Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit der Abwürfe. Einige Bewohner:innen des Küstenstreifens erzählen, dass sie so an etwas Nahrung gekommen seien, wie ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur dpa berichtete. Andere klagen darüber, dass sie bislang nichts davon abbekamen. Sie seien lange Strecken gelaufen, um zu sehen, wie sich an den Stellen, an denen die Paletten landeten, verzweifelte Menschen um die Ladungen prügelten.

Bei einem Abwurf vor einer Woche hatte eine Palette, deren Fallschirm sich nicht öffnete, fünf Menschen erschlagen. Ein junger Mann kritisierte, dass abgeworfene Güter in einem Fall in einem aktiven Kampfgebiet niedergingen, mit israelischen Soldaten in unmittelbarer Nähe. Bewohner:innen und Hilfsorganisationen sind sich einig, dass die Abwürfe aus der Luft nicht mehr als einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen.

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Eine Flugzeugladung, die unter großem Aufwand an ihr Ziel gebracht wird, entspricht etwa der Menge, die ein Lastwagen transportieren kann. Am Donnerstag ließ Israel nach eigenen Angaben 244 Lkws mit Hilfsgütern in den Gazastreifen, von denen aber nur 33 den Nordteil des Küstengebiets erreichten, wo die Not besonders groß ist. Vor dem Krieg waren rund 500 Lkws mit Hilfsgütern pro Tag in den Gazastreifen gekommen.

Es mangelt inzwischen im Gazastreifen an allem: nicht nur an Essen, sondern auch an Schutzräumen, medizinischer Versorgung, Sanitäranlagen. Hilfsorganisationen berichten, wie verzweifelt die Menschen sind. Per Lastenabwurf allein kann die Lage aus ihrer Sicht nicht ausreichend verbessert werden. Nach UN-Angaben droht in dem Küstenstreifen eine Hungerkrise, wenn die Hilfslieferungen per Lastwagen nicht ausgeweitet werden. Im Gazastreifen leben rund 2,2 Millionen Menschen.

:newstime

Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte unterdessen während seiner Nahost-Reise, mehr Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu lassen, denn es komme viel zu wenig. Es gebe nur einen Weg, um die Lieferungen zu erhöhen: "Nämlich indem mehr Lastwagen nach Gaza gelangen, die von der israelischen Armee kontrolliert werden müssen, das ist klar", sagte der SPD-Politiker.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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