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Elektronische Patientenakte

Lauterbach zuversichtlich, doch Patientenvertreter und Sozialverband warnen vor E-Akte

  • Aktualisiert: 30.09.2024
  • 22:07 Uhr
  • dpa

Digitale Speicher für Gesundheitsdaten wie Befunde und Medikamente sollen 2025 in den Masseneinsatz gehen. Wie gut klappt die technische Umsetzung?

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach setzt auf rasche positive Effekte durch den Start elektronischer Patientenakten (ePA) für alle Versicherten Anfang kommenden Jahres. Die ePA werde dazu führen, dass die Versorgung besser und unbürokratischer werde, sagte der SPD-Politiker in Berlin zum Auftakt einer Informationskampagne. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband mahnte an, dass die E-Akte technisch stabil laufen müsse. Dafür sollten die Software-Systeme der Praxen künftig schnell mit der ePA zusammenwirken, machte Lauterbach deutlich.

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Nach einem Gesetz der Ampel-Koalition bekommen alle Versicherten Anfang 2025 eine E-Akte von ihrer Kasse angelegt - es sei denn, man lehnt es für sich ab. Sie soll ein digitaler Speicher etwa für Angaben zu Medikamenten, Befunde und Laborwerte sein und Patienten ein Leben lang begleiten. Dies soll auch Behandlungsfehler, unnötige Mehrfachuntersuchungen und Arzneimittel-Wechselwirkungen vermeiden.

Zunächst Modellphase für 4 Wochen 

Starten soll die ePA ab 15. Januar 2025 zunächst in zwei Modellregionen in Franken und Hamburg. Voraussichtlich vier Wochen später soll sie bundesweit für Patienten, Praxen, Kliniken und Apotheken nutzbar sein. Als wählbares Angebot, um das man sich selbst kümmern muss, waren E-Akten bereits 2021 eingeführt worden. Sie werden bisher aber kaum verwendet.

Lauterbach sagte: "Wir wollen hier auf keinen Fall, dass es eine Umsetzung gibt, die in der Praxis mehr Ärger macht, als dass sie hilft." Daher sei die E-Akte technisch neu angelegt worden. Der Geschäftsführer der mehrheitlich bundeseigenen Digitalgesellschaft Gematik, Florian Fuhrmann, erläuterte, die neue Architektur solle die Stabilität erhöhen und leistungsfähigere Anwendungen ermöglichen.

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Hausärzte wollen Fragen beantworten - aber nicht allein

Der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Markus Beier, sagte, Probleme wie etwa auch beim Start elektronischer Rezepte dürften sich nicht wiederholen. Die Praxen würden sich bemühen, viele Fragen von Patienten zur neuen E-Akte zu beantworten. Angesichts des Starts in der Infektsaison könnte sie dies aber nicht alleine leisten.

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Mit vorgeschriebenen Informationen für alle 75 Millionen gesetzlich Versicherten haben inzwischen auch 68 der 95 Krankenkassen begonnen, wie die Chefin des Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, sagte. Die restlichen würden im Oktober mit direkten Infos per Brief, per E-Mail oder über die Kassen-App starten. Sie betonte: "Die ePA ist und bleibt freiwillig." Der Einrichtung könne man vorab und auch später jederzeit widersprechen. Nach Rückmeldungen hätten weniger als drei Prozent der bisher Angeschriebenen widersprochen, dies sei ein "sehr gutes Zwischenergebnis".

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Info-Kampagne läuft an

Das Bundesgesundheitsministerium startet nun auch eine Informationskampagne im Internet, mit Plakaten und Spots in Radio und Fernsehen, wie Lauterbach sagte. Zudem soll im Oktober ein Infobus auf Tour durch mehrere deutsche Städte gehen.

Behandelnde Ärztinnen und Ärzte bekommen jeweils für 90 Tage ein Zugriffsrecht zum Lesen und Befüllen mit Befunden und Laborwerten - ausgelöst, wenn man in der Praxis oder Klinik die Versichertenkarte einsteckt. Patienten können etwa über die App einstellen, welche Informationen für Ärzte sichtbar sind.

Patientenvertreter:innen mit Forderungen

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, die ePA sei zunächst eine digital einsehbare Papiersammlung. "Ärztinnen und Ärzte müssen jedes einzelne Dokument lesen, um die medizinisch notwendigen Informationen rauszufiltern", sagte Vorstand Eugen Brysch. Aktuell verfüge die ePA nicht über eine Künstliche Intelligenz, die Daten aufbereite und verknüpfe. Für chronisch Kranke, Alte und Pflegebedürftige wäre es zudem wichtig, wenn alle alten Befunde automatisch vorhanden wären.

Der Sozialverband VdK warnte, dass der Anmeldeprozess für viele zu kompliziert sei. Lauterbach verwies auf die vorgesehene Möglichkeit etwa auch für ältere Menschen, sich die ePA in Apotheken mit einem Smartphone und der elektronischen Gesundheitskarte frei schalten zu lassen.

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