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Täglich neue Umweltschäden

Ukraine-Krieg: Immense Umweltschäden durch Kampfhandlungen

  • Veröffentlicht: 07.06.2023
  • 16:13 Uhr
  • Clarissa Yigit
Nachdem der Kachowka-Damm explodiert ist, stehen Häuser und Straßen unter Wasser. 
Nachdem der Kachowka-Damm explodiert ist, stehen Häuser und Straßen unter Wasser. © Foto: Libkos/AP

Mal auf das Auto verzichten und laufen, den Müll trennen oder Filme herunterladen statt streamen – alles Maßnahmen, um das Klima zu schützen. Aber wie funktioniert Umweltschutz im Krieg? Bisher gar nicht, wie Expert:innen feststellten.

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Auf Klimagipfeln wird diskutiert, wie die Klimaziele eines jeden Landes erreicht werden können. Umweltaktivist:innen versuchen zudem, auf Probleme beim Klimaschutz aufmerksam zu machen. Aber die Tatsache, dass auch Krieg die Umwelt zerstören kann, wird oftmals vernachlässigt. Nun haben Forscher:innen berechnet, welchen Schaden dieser beim Klima anrichtet.

Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärt der federführende niederländische Klimaforscher Lennard de Klerk: "Es ist zuerst natürlich eine menschliche Tragödie. Doch es gibt auch einen großen Umweltschaden ".

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Umweltschäden während des Ukraine-Krieges

  • Insgesamt circa 120 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen-Äquivalente entstanden im ersten Jahr des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
  • Der Anteil der Emissionen, der durch das direkte Kampfgeschehen verursacht wurde, beläuft sich auf 19 Prozent. Der größte Teil wurde durch Spritverbrauch von russischen als auch ukrainischen Truppen verursacht.
  • Einen Anteil von 15 Prozent haben Feuer, die meist nahe der Frontlinie ausbrechen.
  • 50 Millionen Tonnen Treibhausgase werden durch den Wiederaufbau von Kraftwerken, Industrie und Gebäuden nach dem Krieg verursacht – der größte Teil der Emissionen.

Aber auch die Lecks an den Nordstream-Pipelines und Emissionen durch Flugzeuge, die weiträumige Umwege über Asien fliegen müssen, seien in die Berechnung mit aufgenommen worden.

Und die Schäden werden täglich größer. Dies machte zuletzt die Zerstörung des Staudamms Kachowka deutlich. So sei die Trinkwasserversorgung gefährdet und das für die Landwirtschaft im Süden der Ukraine wichtige Bewässerungssystem betroffen.

Von einer menschlichen, aber auch "ökologischen Katastrophe" sprach UN-Generalsekretär António Guterres. "Vor einer großen humanitären und ökologischen Krise" gar warnte der ukrainische Außenminister Dymtro Kuleba.

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Militär müsse sich umstellen

Bisher gäbe es noch kein standardisiertes Verfahren, um den Ausstoß von Treibhausgasen bei Armeen zu messen, ist in einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Bericht der "International Military Council on Climate and Security" (IMCCS) zu entnehmen.

Zwar wird das Bewusstsein im Militär für Klimaschutz langsam wach, aber dass beispielsweise Kampfjets oder Panzer mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden können, sei noch "Zukunftsmusik", berichtet die dpa. Expert:innen aus den USA, Frankreich und den Niederlanden haben sich daher vor vier Jahren zusammengeschlossen, um zu erarbeiten, wie das Militär der Klimakrise begegnen soll.

"Es ist ein blinder Fleck für alle, die im Bereich Klima forschen", ergänzt der Niederländer de Klerk. So habe sich das Militär in der Vergangenheit wenig für das Klima interessiert, obwohl der Klimawandel seine Aktivitäten maßgebend beeinflusst.

Zudem gäbe es riesige Lücke in den Daten, fügt der britische Mathematiker Stuart Parkinson, der die Organisation "Scientists for Global Responsibility" leitet, hinzu. "Viele Daten sind vertraulich." Daher sei es überfällig, "dass sich das Militär auf den Weg Richtung Klimaneutralität mache." Vor allem, da die Zeitspanne von militärischen Investitionen auf Jahrzehnte ausgelegt sei.

Hinzu kommt, dass das Militär nicht im Pariser Klimaschutzabkommen mit aufgeführt sei – aus Sorge, dass Transparenz die Armee strategisch schwächen könne.

Nach Ansicht des IMCCS müssten NATO und EU zusammenarbeiten und gemeinsame Standards setzen. Die EU müsse das Militär verpflichtend in ihren "Green New Deal" einbeziehen; die NATO müsse eigene Normen etablieren.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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