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Ungewöhnliches Arbeitsmodell

Unbegrenzter Urlaub: Bei Netflix und Microsoft hat jeder Mitarbeiter so oft frei, wie er will

  • Veröffentlicht: 09.01.2024
  • 16:27 Uhr
  • Lena Glöckner
Immer mehr Unternehmen gewähren ihren Mitarbeiter:innen so oft Urlaub, wie sie wollen - funktioniert das?
Immer mehr Unternehmen gewähren ihren Mitarbeiter:innen so oft Urlaub, wie sie wollen - funktioniert das?© Patrick Seeger/dpa

Unternehmen wie Microsoft und Netflix schenken US-Mitarbeiter:innen unbegrenzte Urlaubstage. Wie wirkt sich dieser radikale Ansatz auf die Arbeitskultur aus? 

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Der Technologie-Gigant Microsoft hat im vergangenen Jahr eine bahnbrechende Entscheidung getroffen und für seine Mitarbeitenden in den USA unbegrenzte Urlaubstage eingeführt. Festangestellte haben die Freiheit, selbst zu bestimmen, wann und wie viel bezahlten Urlaub sie nehmen möchten. Die einzige Voraussetzung: im besten Interesse des Unternehmens zu handeln. Microsoft schließt sich damit anderen US-Unternehmen an, darunter auch der Streamingdienst Netflix, der bereits eine ähnliche Regelung für seine Mitarbeiter:innen implementiert hat.

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Auch bei Netflix genießen die Angestellten unbegrenzte Urlaubstage. Das Unternehmen betont: "Wir haben keine Regeln darüber, wie viele Wochen pro Jahr jemand frei machen darf." Die Begründung liegt in der oft verschwimmenden Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Im Gegensatz zu Deutschland, wo der Anspruch auf bezahlten Urlaub und Krankheitstage gesetzlich geregelt ist, gibt es in den USA keinen solchen Anspruch. Durchschnittlich erhalten Amerikaner etwa zehn Tage bezahlten Urlaub pro Jahr, und im Krankheitsfall müssen sie oft Urlaub nehmen, um weiterhin bezahlt zu werden.

Leistung gegen Geld statt Zeit gegen Geld

Vergleichsweise wenige deutsche Unternehmen haben bisher einen ähnlichen Weg eingeschlagen. Laut einer Analyse des Portals Joblift im Jahr 2018 geben jedoch immerhin 130 Unternehmen in ihren Stellenanzeigen die Option für unbegrenzte Urlaubstage an. Dazu gehören der Matratzenanbieter Casper, der Carsharing-Anbieter Snapp Car und das Start-up e-Shot. Große Konzerne in Deutschland haben diese Regelung jedoch noch nicht übernommen.

Der Wirtschaftspsychologe Uwe Weinreich betont im Gespräch mit der "Wirtschaftswoche", dass es keine eindeutige Bewertung zur Effektivität und Mitarbeiterfreundlichkeit des Konzeptes gibt. Ein entscheidender Faktor sei der soziale Druck, da kaum jemand als "Kollegenschwein" gelten wolle, indem er exorbitant viel Urlaub nimmt. Unbegrenzter Urlaub wird somit zu einem sozialen Austausch von Arbeitsvertragsregelungen. Der Fokus verschiebt sich von Zeit gegen Geld zu Leistung gegen Geld.

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Nicht mehr Urlaub als davor

Weinreich identifiziert drei grundlegende Reaktionen der Beschäftigten: "Erstens Freude über mehr Freiheit, zweitens Unsicherheit, wie damit jetzt umzugehen ist und - nicht zu verschweigen - Zweifel, ob das wirklich so gemeint ist oder nur ein Marketingtrick der Personalabteilung." Die Wirkung hängt daher stark davon ab, wie das System gestaltet, umgesetzt und kommuniziert wird.

Die Angestellten bei Netflix nehmen im Übrigen im Durchschnitt nicht mehr Urlaub als vor der Einführung der Regelung. Seit 2015 gibt es sogar eine Vorgabe, mindestens 25 Tage im Jahr freizunehmen. Reed Hastings, Mitgründer und Executive Chairman, berichtet laut "Inc" sogar, dass die Mitarbeiterzufriedenheit seit der Einführung der unbegrenzten Urlaubsregelung deutlich gestiegen ist.

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