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US-Präsidentschaft

Trump holt Bidens Vorsprung bei Wahlfinanzierung immer schneller ein

  • Aktualisiert: 26.06.2024
  • 16:54 Uhr
  • Michael Reimers
Der ehemalige Präsident Donald Trump (l.) am 24. Februar 2024 und Präsident Joe Biden am 27. Januar 2024 bei Wahlkampfauftritten.
Der ehemalige Präsident Donald Trump (l.) am 24. Februar 2024 und Präsident Joe Biden am 27. Januar 2024 bei Wahlkampfauftritten.© AP

Das Team von Joe Biden sieht den finanziellen Spielraum für die Werbung der Demokraten schwinden. Die Prozesse gegen Donald Trump bescheren den Republikanern offenbar immer mehr Spendengelder.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Wahlkampagne um die US-Präsidentschaft 2024 schmilzt der finanzielle Vorsprung Joe Bidens im Vergleich zu Herausforderer Donald Trump.

  • Der Abstand verringerte sich besonders spürbar nach der Verurteilung des Ex-Präsidenten im Schweigegeld-Prozess.

  • Der Schuldspruch Trumps in allen 34 Anklagepunkten führte zu einer enormen Spendenbereitschaft, die der Republikaner auch selbst ankurbelte.

Das Wahlkampfteam der Demokraten stellt einen geringer werdenden finanziellen Vorsprung für Joe Biden fest. Das meldete das einflussreiche US-amerikanische Nachrichtenportal "Politico.com" am 23. Juni. Zwar sei der Mai der zweitbeste Spendenmonat der Kampagne für den amtierenden US-Präsidenten gewesen, sowohl in Bezug auf die Gesamtsumme als auch in Bezug auf das Spendensammeln an der Basis, und das selbst ohne eine große Spendenveranstaltung.

Finanzberichte zeigten jedoch, dass Donald Trump in zwei aufeinanderfolgenden Monaten mehr Geld sammelte als Biden, wobei der Republikaner insbesondere nach seiner Verurteilung im Schweigegeld-Prozess riesige Summen einnahm und Bidens finanziellen Vorsprung einholte.

Im Video: Trump vs. Biden - Was dreieinhalb Jahre Altersunterschied im Wahlkampf ausmachen

Wie es zuvor Trumps Verbündete getan hatten, spielten die Demokraten nun herunter, dass Trump im Rennen ums Geld vorn liegt, und erklären dem Bericht zufolge, der Präsident habe genug Geld, um konkurrenzfähig zu sein. Unter vier Augen zeigten sich jedoch mehrere demokratische Strateg:innen und Spender:innen ratlos. "Es gab die Strategie, all das Geld im Vorfeld zu sammeln, damit wir einen großen Vorsprung haben", sagte ein Biden-Verbündeter, der anonym bleiben wollte. "Der ganze Sinn der Sache war es, mit einem beträchtlichen Bargeldvorteil herauszukommen und, wissen Sie, wir sind jetzt quitt und es ist Juni ... Ich habe kein anderes Wort dafür als 'Depression' unter den Biden-Anhängern."

Ein anderer wichtiger Biden-Verbündeter, dem ebenfalls Anonymität gewährt wurde, nannte die Entwicklung "enttäuschend, aber nicht überraschend". Im Rennen um das Geld für den Wahlkampf 2024 hat Trump demnach nicht nur mehr Geld als Biden insgesamt, sondern vor allem auch mehr Bargeld zur Verfügung. Republikanische Mega-Sponsor:innen hätten in den vergangenen Tagen enorme Schecks für Trump ausgestellt, darunter kamen 50 Millionen Dollar von dem langjährigen Spender Timothy Mellon.

Biden-Fans frustriert über Spendenbereitschaft für Trump

Mehrere Biden-Spender:innen betonten nach Angaben von "Politico.com", sie hätten erwartet und geplant, dass Trump den Rückstand aufholen würde, nachdem er die republikanische Nominierung erringt. Sie verglichen dies mit der Situation, als Mitt Romney im Sommer 2012 den damaligen Präsidenten Barack Obama bei der Mittelbeschaffung überholte. Ein Teil des Unterschieds zwischen den Kampagnen bestehe jedoch darin, dass Biden mehr Geld ausgegeben habe und "eine unglaubliche Kampagnenstruktur in den umkämpften Staaten aufbaute", während "Trump nichts getan hat", sagte Chip Forrester, Co-Vorsitzender des Finanzausschusses von Joe Biden. "Dieses frühe Geld hat gezählt, weil es Biden erlaubt hat, all diese Büros aufzubauen, die sich immer weiter entwickelt haben, und das ist etwas, was Trump nicht aufholen kann", findet auch Alan Kessler, ein in Pennsylvania ansässiger Spender. "Trump kann die Monate Februar, März, April und Mai nicht zurückholen, als die Biden-Kampagne die ersten Schritte unternahm."

Der Herausforderer sollte nicht einmal annähernd so viel Geld haben, vor allem nicht ein Mann, der wegen Verbrechen verurteilt wurde. Wie ist das möglich, sollten sich die Demokraten fragen ... Das ist es, worüber sie sich Sorgen machen sollten.

, Hank Sheinkopf, Wahlkampf-Stratege der Demokraten

Die Trump-Kampagne ihrerseits hingegen beschreibt "Politico" zufolge ihre Infrastruktur in den Bundesstaaten als "schlanker", sie verlasse sich bei der Durchführung viel stärker auf externe Gruppen. Innerhalb der Biden-Kampagne sagten Helfer, dass der Mai ihr zweitbester Spendenmonat der Kampagne gewesen sei, sowohl in Bezug auf die Gesamtsumme als auch in Bezug auf das Fundraising an der Basis, selbst ohne eine große Spendenveranstaltung. Wie ihre Spender:innen verwiesen auch sie auf die Personalausstattung in den Wahlkampfgebieten, die 200 Büros und 1.000 Mitarbeiter:innen umfasst, als gut angelegtes Geld. "Unsere Kampagne hat sich von Anfang an mehr darauf konzentriert, was wir mit unseren Ressourcen machen, als zu versuchen, ein Spiel zu spielen, wer was aufbringt", sagte Quentin Fulks, Bidens stellvertretender Wahlkampfleiter, in dem Interview. "Das ist es, wohin unsere Investitionen gehen, direkt in die Arbeit vor Ort."

Im Video: Urteil spült Donald Trump Millionen in die Wahlkampfkasse

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Spendengala mit Jill Biden ausverkauft

Bidens Kampagne verzeichnete im Mai einen Aufschwung bei der Mittelbeschaffung, nachdem sie vom ehemaligen New Yorker Bürgermeister Mike Bloomberg 19 Millionen Dollar erhalten hatte und diese Woche eine Riesenspende von 1 Million Dollar. Nach einer glanzvollen Veranstaltung in Los Angeles und einer weiteren in Nord-Virginia hatte die Kampagne vergangene Woche fast 40 Millionen Dollar gesammelt. Kessler sagte, dass eine für Montag geplante Benefizveranstaltung mit First Lady Jill Biden in Philadelphia bereits ausverkauft sei und "wir die Leute auf die Warteliste setzen".

Zudem monierte die Biden-Kampagne, dass die jüngsten Berichte ihre finanzielle Lage nicht vollständig widerspiegelten. Die Kampagne gab an, sie verfüge über 212 Millionen Dollar in bar, basierend auf der Summe ihrer Fundraising-Ausschüsse. Die Trump-Kampagne hat ihre gemeinsamen Spendensammlungen noch nicht veröffentlicht und beide können erst im Juli überprüft werden, wenn die Komitees ihre Unterlagen bei der Federal Elections Commission einreichen. "Ich glaube nicht, dass einer der beiden Kandidaten aufgrund mangelnder Ressourcen verlieren wird", sagte Howard Wolfson, ein führender politischer Berater von Bloomberg: "Ich denke, sie werden voll finanzierte Kampagnen haben, die mehr als ausreichend Ressourcen haben, um ihre Botschaft zu verbreiten."

So viel Geld haben Biden und Trump für ihren Wahlkampf

Nach den am Donnerstagabend eingereichten Berichten verfügen Trump und das Republican National Committee über 116,5 Millionen Dollar in bar, heißt es weiter in dem Bericht, Biden und das Democratic National Committee lediglich über 91,6 Millionen Dollar. Brian Hughes, ein Sprecher der Trump-Kampagne, sagte: "Ob es um die Mittelbeschaffung, die Umfragen, die Menschenmengen bei öffentlichen Veranstaltungen oder die Begeisterung der amerikanischen Wähler geht, es gibt immer mehr Beweise dafür, dass der Schwung, mit dem Präsident Trump aus einer historischen Vorwahlsaison hervorgeht, auf dem Weg zum November wächst. Der jüngste Anstieg bei der Mittelbeschaffung und die Vernichtung des Bargeldvorteils im Mai spiegeln dies wider."

Obwohl die Demokraten dem Bericht zufolge argumentieren, dass Trumps Ausbeute im Mai mit seiner Verurteilung ein einmaliges Ereignis gewesen sei, das Kleinspender:innen angespornt habe, könnte das nächste Urteil gegen Trump, das für Juli angesetzt ist, einen weiteren Geldregen auslösen. Die Demokraten wiesen auch auf die bevorstehende Präsidentschaftsdebatte am 27. Juni hin, die Online-Spenden und das Fundraising an der Basis ankurbeln könnte.

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Biden-Verbündete von 2020 spenden nicht mehr

Doch bei einigen Demokraten überwiegt der Frust, dass Spender:innen, die 2020 große Schecks für Biden ausgestellt hatten, jetzt ihre Brieftaschen geschlossen halten. Mindestens zwei Verbündete äußerten sich bei "Politico" besorgt über Spender:innen, "die an der Seitenlinie sitzen".

"Wir brauchen mehr [Spender], um online zu gehen, und ich denke, das wird geschehen", sagte Bradley Beychok, Mitbegründer von American Bridge, einem der wichtigsten Pro-Biden-Super-PACs: "Wir brauchen jeden auf dem Feld, der sich engagiert und sein Engagement im Vergleich zu 2020 verdoppelt. Es gibt neue Leute, die sich auf ihrer Seite engagieren, und wir haben einige neue Leute auf unserer Seite."

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Prozesse steigern Geldspenden für Trump

In Bezug auf Trumps Spender:innen an der Basis griff Bidens Kommunikationsdirektor Michael Tyler in einer Erklärung an "Politico" den ehemaligen Präsidenten dafür an, dass er "Kleinspender dazu bringt, ihr hart verdientes Geld zu geben, um die Anwaltskosten eines verurteilten Verbrechers zu bezahlen, und keinen Cent dafür ausgibt, mit den tatsächlichen Wählern zu sprechen." Doch auch wenn die von Trump gesammelten Dollarbeträge in demokratischen Kreisen keine Panik auslösen, sind sie dem Nachrichtenportal zufolge zutiefst beunruhigt über die Unterstützung, die diese Spenden darstellen.

"Was die Demokraten beunruhigen sollte, ist die Tatsache, dass das Geld auf Trumps Seite so schnell fließt", sagte Hank Sheinkopf, ein langjähriger demokratischer Stratege in New York. "Man sollte meinen, dass ein Mann, der wegen Verbrechen verurteilt wurde, nirgendwo zu finden ist, aber er ist finanziell überall. Und das ist ein echtes Problem für die Demokraten." Er sagte: "Der Herausforderer sollte nicht einmal annähernd so viel Geld haben, vor allem nicht ein Mann, der wegen Verbrechen verurteilt wurde. Wie ist das möglich, sollten sich die Demokraten fragen ... Das ist es, worüber sie sich Sorgen machen sollten."

  • Verwendete Quellen:
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