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Hohe Energiepreise

Wenn Heizen zum Luxus wird: 5,5 Millionen Deutsche mussten frieren

  • Veröffentlicht: 28.11.2023
  • 15:28 Uhr
  • Michael Reimers
Wegen gestiegener Energiepreise konnte Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr nicht angemessen heizen.
Wegen gestiegener Energiepreise konnte Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr nicht angemessen heizen.© Marcus Brandt/dpa

Millionen Deutsche haben es in ihrer Wohnung nicht warm genug. Aus Kostengründen drehten sie die Heizung nicht so weit auf, dass es angenehm wäre. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl 2022 verdoppelt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • 5,5 Millionen Bundesbürger:innen sparen aus Armut an den Heizkosten.

  • 2022 waren doppelt so viele Menschen betroffen wie noch ein Jahr zuvor.

  • Den Grund für den Anstieg sieht das Statistische Bundesamt vor allem in höheren Energiepreisen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.

Was für ein Satz: "Für viele Menschen in Deutschland ist ein warmes Zuhause nicht selbstverständlich." Formuliert hat diesen Satz nicht etwa ein Verschwörungstheoretiker, sondern das Statistische Bundesamt (Destatis). Und das Destatis belegt seine Aussage mit schockierenden Zahlen. Wie die Bundesbehörde am Dienstag (28. November) mitteilte, lebten im vergangenen Jahr 5,5 Millionen Menschen in Deutschland in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warmhalten konnten.

Etwa 6,6 Prozent der Bevölkerung konnten damit aus Geldmangel nicht genügend heizen, so das Bundesamt. Grundlage der Daten sei die Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Demnach hat sich der Anteil der Menschen, die es in Deutschland nicht warm genug haben, gegenüber dem Jahr 2021 verdoppelt. Damals hatte er bei 3,3 Prozent gelegen. Grund für den Anstieg sind dem Bundesamt zufolge vor allem die höheren Energiepreise im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.

Im Video: Vor anstehender Winterzeit: So teuer sind Öl und Gas

Diese Menschen haben besonders oft zu kalte Wohnungen

Überproportional häufig waren der Erhebung zufolge 2022 Menschen in Haushalten von Alleinerziehenden betroffen: Rund 14,1 Prozent von ihnen gaben an, ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen zu können. Besonders oft war das auch bei Personen in Haushalten aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern der Fall – bei 9,7 Prozent. Auch Alleinlebenden waren stärker armutsgefährdet: 7,3 Prozent der Single-Haushalte in Deutschland hatten es vergangenes Jahr in ihrer Wohnung nicht warm genug.

Die Angaben basieren auf der EU-weiten Statistik zu Einkommen und Lebensbedingungen, eine amtliche Hauptdatenquelle für die Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in den EU-Mitgliedsstaaten. Die Einschätzung zur Angemessenheit des Heizens liege im Ermessen der Befragten, erläuterten das Statistische Bundesamt. Es habe keine Einschränkung wie einen Temperaturkorridor bei der Befragung gegeben. In Deutschland nahmen demnach rund 74 000 Menschen teil.

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Heikle Daten zum Auslaufen der Energiepreisbremse

Die Preisbremsen in Deutschland für Strom und Gas sollten eigentlich bis Ende März gelten. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte vor dem Hintergrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts gesagt, zum 31. Dezember werde der Wirtschaftsstabilisierungsfonds geschlossen – daraus werden die Preisbremsen finanziert. Die nötigen Kredite für 2023 sollen nun per Nachtragshaushalt abgesichert werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bestätigte am Dienstag im Bundestag in einer Regierungserklärung zur Haushaltskrise, die Energiepreisbremsen könnten zum Jahreswechsel beendet werden. Er nannte als Grund, überall in Deutschland seien wieder Strom- und Gastarife verfügbar, die zwar deutlich höher lägen als vor der Krise - aber meist unterhalb der Obergrenzen der Preisbremsen und ebenfalls spürbar unter den Preisen im vergangenen Herbst und Winter.

Die Preisbremsen für Strom und Gas waren im März eingeführt worden und galten rückwirkend auch für Januar und Februar. Sie sollten Verbraucher:innen vor einer Überforderung durch gestiegene Energiekosten infolge des Ukraine-Kriegs bewahren. Die Preise wurden für 80 Prozent des Verbrauchs von Privathaushalten gedeckelt – für Strom bei 40 Cent und für Gas bei 12 Cent je Kilowattstunde. 

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Für Neukunden gelten wieder geringere Preise

Wenn die Preisbremsen auslaufen, müssen die Verbraucher:innen nach Berechnungen von Vergleichsportalen im Durchschnitt nur noch mit vergleichsweise geringen Mehrkosten rechnen. Das gilt allerdings nicht für diejenigen, die noch vertraglich an einen hohen Tarif gebunden sind.

Die Preise für Neukund:innen lägen seit Monaten flächendeckend unterhalb der Preisbremsen und seien derzeit so günstig wie zuletzt im Oktober 2021, berichtete das Portal Verivox. Gas koste derzeit im Bundesschnitt 8,4 Cent je Kilowattstunde und Strom 28,8 Cent. Allerdings sei das Preisniveau aktuell beim Gas beinahe doppelt so hoch wie vor der Krise (plus 85 Prozent), die Strompreise lägen noch rund 15 Prozent darüber.

So steht Deutschland im EU-weiten Vergleich da

Deutschland liegt mit einem Anteil der betroffenen Bevölkerung von 6,6 Prozent unter dem EU-Durchschnitt: In der Europäischen Union (EU) waren dem Statistischen Bundesamt zufolge im vergangenen Jahr rund 9,3 Prozent der Bevölkerung nach eigener Einschätzung finanziell nicht in der Lage, ihre Wohnung angemessen warmzuhalten. Damit stieg der Anteil auch EU-weit gegenüber 2021 signifikant an, als er bei 6,9 Prozent gelegen hatte.

Am häufigsten gaben 2022 Menschen in Bulgarien an, ihren Wohnraum nicht angemessen heizen zu können: Dort war mehr als jede:r Fünfte (22,5 Prozent) betroffen. Es folgten Zypern (19,2 Prozent) und Griechenland (18,7 Prozent). Am niedrigsten war der Anteil in Finnland (1,4 Prozent) sowie in Luxemburg (2,1 Prozent) und Slowenien (2,6 Prozent).

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