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Petition fordert Disqualifikation

Umstrittene Olympia-Teilnahme: Verurteilter Sexualstraftäter tritt für Niederlande an

  • Aktualisiert: 29.07.2024
  • 09:54 Uhr
  • Lisa Apfel

Seine Teilnahme in Paris dürfte eine der umstrittensten sein: Der Beach-Volleyballer Steven van de Velde wurde vor einigen Jahren wegen Missbrauchs eines Mädchens verurteilt. 

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Das Wichtigste in Kürze

  • Steven van de Velde tritt bei den Olympischen Spielen in Paris für die Niederlande im Beach-Volleyball an - für viele ein Skandal.

  • Denn der mittlerweile 29-Jährige war in England im Jahr 2016 wegen des sexuellen Missbrauchs an einem damals zwölf Jahre alten Mädchens verurteilt worden.

  • Van de Velde wird weder im Olympischen Dorf wohnen, noch mit den Medien sprechen. Online fordern bereits mehrere Tausend seine Disqualifikation.

Steven van de Velde tritt zwar für die Niederlande im Beach-Volleyball bei den diesjährigen Olympischen Spielen an, doch mit Sport haben die Schlagzeilen um ihn wenig zu tun. Denn der mittlerweile 29-Jährige ist in England 2016 wegen des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Das berichtet die Deutsche Presseagentur.

Opfer des Olympioniken war zwölf Jahre alt

Van de Valde war zum Tatzeitpunkt 19, das Vergewaltigungs-Opfer zwölf Jahre alt. Als die Mutter des Mädchens nicht zu Hause war, gab van de Walde ihr Alkohol und vergewaltigte sie dreimal, berichtet "RTL" über den Tathergang. Der Sportler bekam vier Jahre Gefängnis. Nach englischem Recht gilt die Tat demnach als Vergewaltigung, nach niederländischem als Unzucht.

Nach der Verbüßung eines Teils seiner Strafe wurde er in die Niederlande überstellt, die Strafe dort an das gängige Recht angepasst. So war van de Valde nach 13 Monaten wieder ein freier Mann.

Seine Olympia-Nominierung sorgt international für Entsetzen. Eine Petition auf der Online-Plattform "Change.org" fordert sogar die Disqualifikation des Niederländers von den Paris-Spielen. Bereits Anfang Juli fand diese mehr als 12.000 Unterzeichner:innen (Stand 2. Juli). Zahlreiche internationale Medien berichteten. Mittlerweile sind es schon fast 47.000 (Stand 19. Juli) Unterstützer:innen.

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Verband und Komitee stellen sich hinter van de Velde

Der niederländische Volleyball-Verband Nevobo hingegen will davon nichts wissen. Er veröffentlichte ein Statement seines Spielers und unterstützt ihn. "Wir kennen die Geschichte von Steven", wurde Generaldirektor Michel Everaert auf der Internetseite des Verbandes zitiert. Van de Velde sei inzwischen wieder vollständig in die niederländische Volleyballgemeinschaft integriert. Aufgrund seiner sportlichen Leistungen wurde er gemeinsam mit seinem Partner Matthew Immers als Team für die Olympischen Spiele in Paris nominiert.

In der Mitteilung wurde van de Valde aus einem früheren Interview wie folgt zitiert: "Ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen und muss die Konsequenzen dafür tragen. Es war der größte Fehler meines Lebens." Dem Beach-Volleyballer ist nach eigener Aussage bewusst, dass die Nominierung "im Vorfeld des größten Sportereignisses der Welt die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich zieht".

Nach seiner Entlassung habe van de Velde den Verbandsangaben zufolge professionelle Beratung gesucht. "Er erweist sich als vorbildlicher Profi und Mensch, und seit seiner Rückkehr gibt es keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Wir unterstützen ihn und seine Teilnahme in Paris, die er und Matthew verdient haben, voll und ganz", sagte Everaert.

Auch das Nationale Olympische Komitee der Niederlande (NOC*NSF) stellte sich hinter den Sportler, der seit 2017 wieder an internationalen Turnieren teilnimmt. Der Verband verwies auf geltende Richtlinien, unter denen niederländische Athleten nach einer Verurteilung in den Spitzensport zurückkehren können. Van de Velde erfülle alle Kriterien für eine Olympia-Nominierung.

Wenn er die Bilder eines Interviews von damals sehe, sei er dankbar für die zweite Chance, die er bekommen habe, sagte der Beach-Volleyballer. "Aber ich denke auch an den Teenager zurück, der ich war, der unsicher war, nicht bereit für ein Leben als Spitzensportler und innerlich unglücklich, weil ich nicht wusste, wer ich war und was ich wollte", so der 29-Jährige.

Van de Velde wird abseits der anderen Sportler:innen leben

Ganz normal läuft die umstrittene Olympia-Teilnahme des Niederländers aber dann doch nicht ab. Wie das niederländische Olympische Komitee mitteilte, wird van de Velde unter anderem auf eigenen Wunsch nicht im olympischen Dorf untergebracht werden und während seines Aufenthalts nicht mit der Presse sprechen.

"Die NOC*NSF bedauert die Auswirkungen, die die erneute Fokussierung auf die Vergangenheit des Beach-Volleyballers Steven van de Velde für viele Menschen hat. Die NOC*NSF ergreift daher Maßnahmen, um während seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris so weit wie möglich für Ruhe in der gesamten Region zu sorgen", heißt es dort.

Im Video: Paris bereitet sich auf Olympia vor – Wasserproblem gelöst?

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Mitteilung NOC*NSF

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