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Zulasten von Familien und Rentner:innen

 Umstrittene Ifo-Studie: Einschnitte bei Rente gegen Fachkräftemangel?

  • Aktualisiert: 16.08.2024
  • 12:38 Uhr
  • dpa
Sollten Rentner länger arbeiten? Verbände kritisieren die Vorschläge der Ifo-Untersuchung.
Sollten Rentner länger arbeiten? Verbände kritisieren die Vorschläge der Ifo-Untersuchung.© Philipp Schulze/dpa

Der Arbeitskräfteengpass bedroht die Zukunft der deutschen Wirtschaftsleistung. Laut Ifo-Analyse könnten mitunter die Anhebung des Rentenalters und Erhöhung der Abschläge für einen Beschäftigungsgewinn sorgen. Gewerkschaften und Sozialverbänden äußerten jedoch ihre Bedenken.

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Höhere Rentenabschläge, längere Lebensarbeitszeit und Kürzungen der Vorteile für Eheleute bei Steuer und Krankenversicherung könnten nach Berechnung des Ifo-Instituts Mittel gegen den Fachkräftemangel sein. In Summe könnten Änderungen in diesen Bereichen nach Einschätzung der Münchner Ökonomen so viele Menschen zu längerer Berufstätigkeit bewegen, dass das einem Beschäftigungsgewinn von an die 1,2 Millionen Vollzeitjobs entspräche. Auftraggeber der jüngst veröffentlichten Ifo-Studie war die IHK München und Oberbayern.

Kontroverse Vorschläge

Die Wissenschaftler rechneten in dem Papier die Auswirkungen mehrerer kontroverser Vorschläge durch, die von etlichen Wirtschaftsvertretern befürwortet, von Gewerkschaften und Sozialverbänden jedoch abgelehnt werden. Dabei geht es um ältere Arbeitnehmer und Frauen, die vergleichsweise früh aus dem Arbeitsleben ausscheiden und/oder teilzeitbeschäftigt sind. "Das Steuer- und Abgabensystem in Deutschland kann definitiv so umgebaut werden, dass der Arbeitskräftemangel gemildert wird", sagte Volker Meier, einer der Autoren. 

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Stellschraube Rente

Allein die Anhebung des Rentenalters von 67 auf 69 könnte demnach einem Gewinn von 473.000 Vollzeitjobs entsprechen. In der Rentenversicherung könnte auch eine Erhöhung der Abschläge für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben einen spürbaren Effekt haben. Derzeit wird die Rente bei vorzeitiger Verrentung um 0,3 Prozent pro Monat gekürzt. Ein höherer Abschlag von 0,5 Prozent pro Monat könnte laut Ifo einen Beschäftigungsgewinn von knapp 180.000 Vollzeitjobs bedeuten. Die Abschaffung der Rente mit 63 würde demnach einem Gewinn von 157.000 Vollzeitbeschäftigten entsprechen.

Im Video: Wirtschaftsweiser fordert höhere Abschläge bei Rente mit 63

... und Ehe

Eine mögliche Stellschraube wären laut Ifo-Studie aber auch althergebrachte Vergünstigungen für Ehepaare. Die Abschaffung der beitragsfreien Mitversicherung für Eheleute in der gesetzlichen Krankenversicherung und der Pflegeversicherung könnte demnach ebenfalls viele Menschen zu mehr oder längerer Berufstätigkeit bewegen, im Umfang von etwa 150.000 Vollzeitstellen. 

Und die Abschaffung des Ehegattensplittings würde demzufolge so viele Menschen zu mehr - beziehungsweise längerer Berufstätigkeit motivieren, dass das etwa 200.000 Vollzeitstellen entspräche. Das Ehegattensplitting bedeutet die gemeinsame Versteuerung des Einkommens beider Eheleute. Steuerlich lohnend ist das vor allem, wenn einer der beiden Ehepartner - traditionell die Frau - deutlich weniger verdient als der andere. 

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Sozialverband erhebt Einspruch

Der Sozialverband Deutschland - der älteren Generation noch unter dem früheren Namen "Reichsbund" vertraut - kritisierte die Vorschläge: "Es kann nicht sein, dass Rentnerinnen und Rentner sowie Familien die Lasten einer verfehlten Arbeits- und Fachkräftestrategie von Politik und Wirtschaft tragen", sagte Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. "Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass mehr Menschen über das Rentenalter hinaus arbeiten können und wollen." Weiter forderte der Sozialverband gezielte Maßnahmen zur Anwerbung und Qualifizierung ausländischer Fachkräfte.

Kinderbetreuung gegen Fachkräftemangel

Weit weniger kontrovers ist ein weiterer Ifo-Vorschlag: Auch jenseits von Rente, Steuer und Sozialversicherung gäbe es der Studie zufolge eine Möglichkeit, den Fachkräftemangel zu bekämpfen: 400.000 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze würden demnach Beschäftigungsgewinne von etwa 58.000 Vollzeitäquivalenten erwarten lassen.

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